Heft 5

Udo Michael Krüger

Sendungsformen, Themen und Akteure im Nonfictionangebot von ARD, ZDF, RTL und Sat.1

Programmanalyse 2010 - Teil 2

Im zweiten Teil der Programmanalyse 2010 wurden nonfiktionale Angebote von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 auf der Basis einer Stichprobe von vier natürlichen Wochen untersucht. Im Unterschied zur Vollerhebung im ersten Teil zielt die Stichprobe darauf ab, Themen und Akteure auf Beitragsebene der Sendungen zu erfassen, um ein differenzierteres Bild von den Inhalten der Sendungen zu gewinnen. Codiert und ausgewertet wurden die untersuchungsrelevanten Angebote im Tageszeitschnitt von 17.00 bis 1.00 Uhr. 

ARD und ZDF waren wie im Vorjahr die Sender mit dem größten Umfang an Informationssendungen, wobei Nachrichten und Magazine vor Gesprächsformen und klassischen Dokumentationen/Berichten/Reportagen rangierten. Bei RTL dominierten Magazine vor Doku-Soaps und Nachrichten und bei Sat.1 Magazine vor Dokumentation/Reportage und Gesprächsformen. In fast allen der Informationssparte zugeordneten Sendungsformen entfiel bei ARD und ZDF auf Politikthemen mehr Gewicht als bei RTL und Sat.1.

In den nicht der Informationssparte zugeordneten Sendungsformen vom Typ Factual Entertainment dominierte RTL mit Doku-Soaps weit vor Sat.1. Hier lag das Schwergewicht auf Themen des Alltags und zwischenmenschlicher Beziehungen, ferner sozialer Probleme und Kriminalität.

Bei allen Sendern gab es eine hohe Präsenz von Privatpersonen. Sie kamen häufiger in den privaten als in den öffentlich-rechtlichen Programmen vor. Die Auftrittschancen von Politikern und Funktionsträgern aus Wirtschaft und Gesellschaft fielen dagegen bei ARD und ZDF höher aus als bei RTL.

Die vertiefende Untersuchung des nonfiktionalen Programms der vier führenden deutschen Fernsehsender bestätigte auf Beitragsebene die strukturellen Unterschiede zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Angeboten, die in der Vollerhebung für das Gesamtprogramm ermittelt wurden. Dabei lassen sich die Grenzen zwischen Information und Formen der nonfiktionalen Unterhaltung präziser als bisher bestimmen. Die Codierung der Akteure erlaubt ein differenziertes Bild von der Präsenz unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen in der Fernsehrealität.

 

MP 5/2011, S. 251-266



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