Heft 4

Wolfgang Darschin/Susanne Kayser

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Fernsehgewohnheiten und Programmbewertungen 1999

Obwohl 1999 etwas weniger ferngesehen wurde als 1998, zeigt die Fernsehnutzung in Deutschland im Mehrjahresvergleich stabile bis leicht steigende Tendenz. Die größeren Sender haben auch 1999 insgesamt an Marktanteilen verloren, kleinere Sender wie TM 3 oder Kabel 1 konnten hingegen - auch im Zuge gestiegener technischer Reichweiten - etwas zulegen. Meist gesehenes Programm war mit einem durchschnittlichen Marktanteil von 14,8 Prozent RTL, vor der ARD, dem ZDF und den Dritten Programmen. In Ostdeutschland standen die Dritten Programme in der Zuschauergunst sogar auf Rang zwei. Generell bleibt es in den neuen Bundesländern auch 1999 bei einer deutlich höheren Fernsehnutzung.

Die größte Rolle für die Akzeptanz der öffentlich-rechtlichen Programme spielen Informationssendungen - fast 40 Prozent der Nutzungszeit von ARD und ZDF fällt in diese Kategorie, bei den Dritten sogar 57 Prozent. Die Erfolge der Privatsender beruhen hingegen zu einem großen Teil auf Fiction, sie schlägt bei RTL und SAT.1 mit fast 40 Prozent und bei ProSieben mit 60 Prozent der Nutzungszeit zu Buche. Insgesamt werden Unterhaltungs- und Fictionsendungen pro Tag etwa 90 Minuten lang gesehen, zu 60 Prozent bei Privatsendern. Umgekehrt verhält es sich mit dem Informationskonsum, der zu 68 Prozent auf öffentlich-rechtliche Programme fällt. Die gesamte Nutzung von Informationssendungen ist 1999 gegenüber dem Vorjahr um zwei Minuten auf 52 Minuten gestiegen.

Die unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkte schlagen sich auch in den Publikumsurteilen zu öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern nieder. RTL, SAT.1, ProSieben etc. werden in erster Linie Unterhaltungs- und Entspannungsfunktionen zugeschrieben. Die Akzeptanz von ARD und ZDF wird hingegen stark - jedoch keineswegs ausschließlich - von der Informationsleistung bestimmt, sie gelten als signifikant glaubwürdiger, seriöser und anspruchsvoller. Demnach kann nach wie vor von einer Funktionsteilung zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern im dualen Rundfunksystem ausgegangen werden.

MP 4/2000, S. 146-158



Zurück zur Übersicht