Heft 5

Horst Röper

Zeitungsmarkt 2012: Konzentration erreicht Höchstwert

Daten zur Konzentration der Tagespresse in der Bundesrepublik Deutschland im I. Quartal 2012

Die Konzentration im deutschen Tageszeitungsmarkt hat einen neuen Höchstwert erreicht: Im 1. Quartal 2012 stammten deutlich mehr als die Hälfte aller Zeitungsexemplare, nämlich 59,1 Prozent, aus den zehn führenden Verlagsgruppen. 2010 waren es 58,1 Prozent, 2008 58,5 Prozent. In der Spitze des Rankings ist der Konzentrationsgrad noch auffälliger: Allein die fünf auflagenstärksten Unternehmen drucken bereits 44,4 Prozent der verkauften Tageszeitungsauflage in Deutschland (2010: 43,7%).

Differenziert nach Zeitungstypen zeigt sich folgendes Bild: Bei den Abonnementzeitungen entstammt ein gutes Drittel der verkauften Auflage den fünf führenden Verlagsgruppen. Hier hat sich der Konzentrationsgrad gegenüber der letzten Untersuchung 2010 um 2 Prozentpunkte auf 34,3 Prozent erhöht. Am stärksten ist die Konzentration im Segment der Kaufzeitungen: Es dominiert seit Jahrzehnten der Springer-Konzern. Trotz sinkender Auflagen seines Flaggschiffs Bild entfallen auch 2012 noch mehr als drei Viertel der Verkaufsauflage auf Springer. Insgesamt decken die Top-5-Verlage im Segment Kaufzeitungen 97,2 Prozent der Verkaufsauflage ab.

Die im zweijährigen Berichtszeitraum seit der letzten Studie 2010 getätigten Transaktionen betrafen vor allem Regionalzeitungen und haben die Tendenz zur Kettenbildung weiter verstärkt. Die Beziehungen zwischen den großen Marktteilnehmern werden immer enger. Sinkende Auflagen und Werbeeinnahmen gefährden die wirtschaftliche Basis des Zeitungsjournalismus seit längerem. Konzentration, Kooperationen, Kostenreduktion und medienpolitische Forderungen der Verleger nach Erleichterung für Fusionen sind Antworten darauf, bedrohen jedoch die Vielfalt des Angebots. Gerade die lokalen und regionalen Abonnementzeitungen haben für die Vielfaltssicherung eine zentrale Bedeutung, denn kein anderes Medium ist mit Redaktionen in der Fläche so präsent. 
   
Die Zu- und Verkäufe seit 2010 veränderten das Ranking der zehn auflagenstärksten Verlagsgruppen teilweise erheblich. Die Holtzbrinck-Gruppe aus Stuttgart (zuletzt Rang 9) ist nach mehreren Verkäufen nicht mehr unter den Top 10 vertreten. Erstmals verzeichnet ist die Gruppe um die Augsburger Allgemeine, die auf der Basis von Zukäufen vor allem von der Holtzbrinck-Gruppe jetzt Rang 8 einnimmt. Die Verlagsgruppe Madsack hat die Ippen-Gruppe von Rang 5 verdrängt. Die FAZ-Gruppe ist von Rang 7 auf Rang 9 zurückgefallen.
  

MP 5/2012, S. 268-285



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