Heft 5

Karl-Heinz Hofsümmer/Bernhard Engel

Das AGF-Fernsehforschungssystem in Deutschland

Aktueller Stand und zukünftige Herausforderungen

Die kontinuierliche quantitative Zuschauerforschung erfolgt in Deutschland seit dem 1. April 1963. Die Leistungswerte der AGF liefern somit seit 50 Jahren die alleinige und allseits anerkannte Währung für TV-Quoten und sind damit Entscheidungsgrundlage für die Verteilung von Programminvestitionen und Werbegeldern in Milliardenhöhe. Der selbstgestellte Forschungsauftrag der AGF, die Fernsehnutzung in Privathaushalten in Deutschland möglichst vollständig zu erfassen, hat in den letzten Jahren, bedingt durch Veränderungen in der Verbreitung von Fernsehprogrammen und der Art ihrer Nutzung, einige Erweiterungen erfahren.

So wurde 2009 die bis dahin gemessene Realtime-Nutzung um die Messung der zeitversetzten Nutzung aufgezeichneter Fernsehprogramme binnen drei Tagen ergänzt. Damit wurde der vermehrten Aufzeichnung linearer Fernsehprogramme auf digitalen Endgeräten Rechnung getragen. Ebenso wurde die sogenannte Außerhausnutzung, zum Beispiel bei Freunden, neu erfasst. Weiterhin unberücksichtigt bleibt die Fernsehnutzung in Hotels, in Anstalten und auf öffentlichen Plätzen (Public Viewing). Im Zuge der sich weiter ausdifferenzierenden Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten von Fernsehinhalten sowie der zunehmenden Nutzung von Pay-TV-Angeboten wurden im Januar 2011 Plattformhaushalte, die Pay-TV-Angebote nutzen können, ins Panel integriert.

Eine weitere zentrale Veränderung der Fernsehnutzung ist, dass Fernsehen nicht mehr nur über den klassischen Weg des Rundfunks, sondern als IP-basierter Service angeboten wird. Ein erster Schritt in Richtung Erfassung dieser Angebote war die Integration von IPTV-Haushalten ins Fernsehpanel als vierte Empfangsebene neben Terrestrik, Kabel und Satellit im August 2012. Da zur Messung der dort genutzten Inhalte die herkömmlichen Messgeräte nicht eingesetzt werden können, hat sich die AGF entschlossen, ein ergänzendes Messverfahren einzusetzen, das sogenannte Audiomatching. Dieses ist in der Lage, den genutzten Content mittels Audiomuster zu erkennen. Dabei werden die im Panelhaushalt genutzten Audiosignale aufgezeichnet und mit den zentral aufgezeichneten Angeboten abgeglichen, so dass eine Senderzuordnung möglich wird.

Die derzeit größte methodische und technische Herausforderung der AGF stellt die Erfassung von Videostreaming dar. Von zentraler Bedeutung ist hierbei der Aufbau eines Onlinepanels. Für dieses Projekt hat die AGF in den vergangenen zwei Jahren bereits umfangreiche technische und methodische Vorarbeiten durchgeführt.

MP 5/2013, S. 258-272



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