Heft 12

ARD-Forschungsdienst

Politische Berichterstattung und Wahlen

Eine wichtige Grundlage der Meinungs- und Willensbildung in demokratischen Gesellschaften ist die politische Berichterstattung. Vor allem in Zeiten von Wahlen sind die Medien, insbesondere das Fernsehen, zentrale Quellen der politischen Information. In den letzten 20 Jahren hat sich die Wahlberichterstattung im Fernsehen in Deutschland verändert. So fokussiert sie nun stärker auf den Wettbewerbscharakter von Wahlkampagnen, die Personalisierung der Beiträge hat zugenommen, und die gesendeten Aussagen von Politikern und Politikerinnen sind durchschnittlich kürzer geworden.

Eine wichtige Voraussetzung, um die Informationsfunktion politischer Berichterstattung zu erfüllen, ist das Vertrauen der Rezipienten in die Medien. Dies hängt sowohl von individuellen Bedingungen (z.B. politisches Interesse, generelles Vertrauen) als auch von strukturellen Bedingungen ab und ist in Demokratien stärker ausgeprägt, die mit vielfältigen Informationsmöglichkeiten zu einer stärkeren Differenzierung der Einstellung der Rezipienten beitragen.

Die Berichterstattung im Umfeld von Wahlen kann zudem politische Partizipation forcieren. Auf Basis der Theorie des Second-Level-Agenda-Settings konnte nachgewiesen werden, dass aufmerksame Mediennutzung einen Einfluss auf die affektiven Bewertungen von Kandidaten hat und in der Folge Handlungsmotive der Rezipienten (z.B. sich an Diskussionen zu beteiligen) aktivieren kann.

Vor allem im Wahlkampf stehen die Kandidaten im Mittelpunkt der politischen Berichterstattung. Deren Beurteilung durch die Rezipienten hängt neben vielen weiteren Faktoren auch davon ab, wie positive und negative Darstellungen in den Nachrichten quantitativ verteilt sind und an welcher Stelle sie platziert werden. Dies zeigen unter anderem Studien zu TV-Duellen, die nachwiesen, dass diese medialen Großereignisse in der Regel zu einer Polarisierung der Meinungsbildung zugunsten des einen oder des anderen Kandidaten beitragen, insbesondere bei Personen, die anfangs eher geringe Differenzen wahrnahmen.

Weitere Studien zeigen, dass für die Meinungsbildung der Rezipienten nicht nur die klassische politische Berichterstattung relevant ist. Auch andere Formate, wie zum Beispiel politische Satire oder Spielfilme, in denen politische Themen Teil der Geschichte sind, können durchaus zu den politischen Einstellungen der Rezipienten beitragen und sie zur Partizipation veranlassen.

MP 12/2013, S. 613-618



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