Heft 5

Udo Michael Krüger

Sendungsformen, Themen und Akteure im Nonfictionangebot

Programmanalyse 2012 - Teil 2

Im zweiten Teil der Programmanalyse 2012 (erster Teil veröffentlicht in MP 4/2013) werden die inhaltlichen Strukturen des Nonfictionangebots von ARD/Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 untersucht. Basis sind Aufzeichnungen einer vierwöchigen Programmstichprobe im Tageszeitschnitt von 17.00 bis 1.00 Uhr. Die Analyse konzentriert sich auf Informationsangebote, Formen der journalistischen Unterhaltung und Factual Entertainment (Realityformate).

Das untersuchte Nonfictionangebot war in den öffentlich-rechtlichen Hauptprogrammen nicht nur umfangreicher als in den privaten Hauptprogrammen, es bestand auch bei ARD/Das Erste vollständig und beim ZDF größtenteils aus Informationssendungen und einem geringen Anteil an journalistischer Unterhaltung. In den privaten Hauptprogrammen bestand das Nonfictionangebot zwar auch zum größeren Teil aus Informationssendungen, hinzu kamen jedoch erhebliche Anteile an Factual Entertainment.

ARD/Das Erste und ZDF bestritten ihr Informationsangebot mit klassischen Sendungsformen, und zwar mit einem differenzierten Angebot aus Nachrichten, Magazinen, Gesprächsformen und Dokumentationen, Berichten, Reportagen. RTL verwendete für sein Informationsangebot hauptsächlich Magazine und in geringerem Umfang Nachrichten. Konventionelle Dokumentationen und Reportagen blieben auf einen geringen Umfang begrenzt, stattdessen bevorzugte RTL weiterhin Doku-Soaps. Bei Sat.1 rangierten Magazine vor Dokumentationen, Reportagen und Nachrichtensendungen. Gesprächsformen wurden reduziert, erheblich ausgeweitet wurden die Doku-Soaps.

Die Inhaltsprofile der öffentlich-rechtlichen und privaten Hauptprogramme unterscheiden sich deutlich. ARD/Das Erste und ZDF nutzten die klassischen Sendungsformate zur umfangreichen und vielfältigen Vermittlung von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Zeitgeschichte. Die privaten Sender befassten sich stärker mit Themen aus Alltagsleben und zwischenmenschlichen Beziehungen.
Die Akteure im untersuchten Nonfictionangebot waren in allen Sendungen (ausgenommen Nachrichtensendungen) zu einem größeren Teil Privatpersonen. Bei ARD/Das Erste und ZDF begünstigten vor allem die berichtenden Formen und Gesprächssendungen mehr Auftrittschancen für Politiker und gesellschaftliche Repräsentanten, bei RTL und Sat.1 vor allem die Doku-Soaps mehr Auftrittschancen für Alltagsbürger.

Die seit vielen Jahren stabilen Unterschiede in den Profilen der öffentlich-rechtlichen und privaten Programmangebote wurden auch durch einzelne Veränderungen in Formaten, Sendungsplätzen oder Inhalten nicht wesentlich tangiert.

MP 5/2013, S. 281-299



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