Heft 9

Angela Rühle

Sportprofile im deutschen Fernsehen 2002 bis 2012

Entwicklungen der Sportberichterstattung im Free-TV

Die Sportberichterstattung im deutschen Free-TV wird dauerhaft getragen von den Angeboten der Sportspartensender, den öffentlich-rechtlichen Programmen und – in geringerem Umfang – von den fokussierten Angeboten der Privatsender RTL und Sat.1. Dies zeigt die Zehn-Jahres-Analyse des Sportangebots der deutschen Free-TV-Sender auf Basis der AGF-Programmcodierungsdaten.

Das Programmvolumen an Sportsendungen entwickelte sich zwischen 2002 und 2012 rückläufig. Gemessen an den gesendeten Programmminuten nahm der Umfang der Sportberichte in den untersuchten Programmen insgesamt um rund 15 Prozent ab. Die Sportberichterstattung – vor allem im Ersten und dem ZDF – orientierte sich an den wichtigen Sportereignissen und informierte in den Jahren besonders ausführlich, in denen Ereignisse von „erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung“, zum Beispiel Olympische Spiele oder Fußball-WM oder -EM, stattfanden. Charakteristisch für die Entwicklung der letzten zehn Jahre ist zudem eine zunehmende Ereignisorientierung in der Berichterstattung. Der Anteil eventbezogener Live-Berichte an der Gesamtberichterstattung nahm zu. Neben den unmittelbar an ein Ereignis gekoppelten Sendungen blieben Magazinsendungen dauerhaft ein wichtiger Programmbestandteil. Sie fanden sich vorwiegend im Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender.

Die bekannten Unterschiede in der Programmstrategie der öffentlich-rechtlichen und der privaten Sender sind über die Jahre hinweg stabil. Das Sportangebot der öffentlich-rechtlichen Sender ist deutlich umfangreicher und umfasst mehr Sportarten, als dies bei den privaten Vollprogrammen der Fall ist. Ballsportarten waren mit einem Programmanteil von mindestens einem Drittel aller Sportberichte dauerhaft die meistgezeigte Kategorie. Während zahlreiche Sportarten kontinuierlich von den Sendern aufgegriffen wurden, zeigten sich bei einigen Sportarten auch deutliche Schwankungen im medialen Interesse. So stieg das Interesse an Wintersport – getrieben von deutschen Erfolgen – im Zeitverlauf an, Tennis und der von anhaltenden Dopingvorwürfen erschütterte Radsport verschwanden dagegen weitgehend aus dem Angebot der sportführenden Vollprogramme.

Außer bei den etablieren Vollprogrammen und den Spartensendern ist Sport nur in geringem Umfang in die Senderkonzepte integriert. Dort wo Sport von einzelnen Sendern zumindest vorübergehend in das Programm aufgenommen wurde, besteht meist nur ein geringer Bezug zum aktuellen Sportgeschehen.

MP 9/2013, S. 423-440



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