Heft 7-8

Wolfgang Koch/Bernd Liebholz

Bewegtbildnutzung im Internet und Funktionen von Videoportalen im Vergleich zum Fernsehen

Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2014

Das Internet bietet vielfältige Möglichkeiten der Bewegtbildnutzung: Online live oder zeitversetzt fernsehen zählt ebenso dazu wie die Nutzung von Videoportalen, HbbTV-Mediatheken, eingebetteten On-demand-Videos auf nachrichtlichen Websites oder von Video-Streamingdiensten bzw. Kino auf Abruf. Die Videos können aus professionellem TV-Kontext stammen, von Unternehmen zu Werbezwecken produziert oder von Privatpersonen ins Netz gestellt worden sein. Welche und wieviele Onliner diese Möglichkeiten nutzen und in welchem Verhältnis die Online-Bewegtbildnutzung zum klassischen Fernsehen steht, wird anhand von aktuellen Daten aus der ARD/ZDF-Onlinestudie 2014 analysiert.

Demzufolge nutzen 45 Prozent der Onliner ab 14 Jahren mindestens einmal wöchentlich Bewegtbild im Internet, und zwar zu 34 Prozent Videoportale, 14 Prozent sehen zeitversetzt und 8 Prozent live im Internet fern, 9 Prozent nutzen Sendermediatheken und 6 Prozent Videopodcasts. Als besonders video-affin erweisen sich mit einer wöchentlichen Nutzung von 79 Prozent die 14- bis 29-Jährigen. In dieser Gruppe fördert eine Betrachtung nach Geschlecht noch einmal große Unterschiede zutage: Männer unter 30 Jahren nutzen Bewegtbild online am intensivsten, fast die Hälfte von ihnen (45%) sieht sich sogar täglich in irgendeiner Form Bewegtbild im Internet an, gleichaltrige Frauen tun dies nur zu 19 Prozent (alle Onliner 14 %).

Ein Forschungsmodul der ARD/ZDF-Onlinestudie widmet sich Funktionen von Videoportalen und Fernsehen im Vergleich. Als wichtige Aspekte der Videoportale erweisen sich vor allem Humor und die Angebotsbreite, beim Fernsehen sind es die Aspekte Information und Gesprächsstoff. Danach gefragt, was wichtiger ist, entscheiden sich insgesamt deutlich mehr Onliner für das Fernsehen als für Videoportale. Allerdings zeigen die unter 30-jährigen Männer auch in dieser Betrachtung eine höhere Präferenz für Videoportale.

Die ARD/ZDF-Onlinestudie zeigt insgesamt einen ausgeprägten Unterschied bezüglich der Bewegtbildnutzung zwischen der Gesamtheit der Onliner und den jungen (männlichen) Onlinern unter 30 Jahren. Während bei allen Onlinern 94 Prozent der Bewegtbildnutzung auf klassisches Fernsehen (202 Min. pro Tag) und nur 6 Prozent (13 Min.) auf alle Formen der Bewegtbildnutzung im Internet (also einschließlich TV online) entfallen, beträgt das Verhältnis von klassischem Fernsehen und Online-Bewegtbildnutzung bei den 14- bis 29-jährigen Männern 78 Prozent zu 22 Prozent, das heißt, diese spezielle Gruppe verbringt rund ein Fünftel ihrer Nutzungszeit von Bewegtbildinhalten online. Dennoch ist generell eine Substitution der Fernsehnutzung durch Online-Bewegtbildinhalte nach wie vor nicht erkennbar.

MP 8/2014, S. 397-407



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