Heft 9

Jennifer Wladarsch/Christoph Neuberger/Tobias Brockmann/Stefan Stieglitz

Der Bundestagswahlkampf 2013 in den Social Media

Themen, Parteien, Spitzenkandidaten und Resonanz auf Twitter, Blogs und meta.tagesschau

Wie während des Bundestagswahlkampfs 2013 Themen, Parteien und Kandidaten in den Sozialen Medien präsentiert und diskutiert wurden, wurde in den vier Monaten vor der Wahl anhand einer Monitoring-Studie der Ludwig-Maximilians- Universtität München und der Westfälischen Wilhelms- Universität Münster ermittelt. Einbezogen wurden Twitter, 76 Blogs und das Forum meta.tagesschau. Erfasst wurden Beiträge zu 16 Themen, die im Wahlkampf eine Rolle spielten, zu den acht größten Parteien und zu den Kanzlerkandidaten von CDU und SPD.

Die Ergebnisse spiegeln die Besonderheiten der Plattformen: Twitter erzielte die mit Abstand höchsten Fallzahlen. Die NSA-Affäre war in den Blogs und auf Twitter das alles überragende Thema. In meta.tagesschau wurde der Syrien-Konflikt etwas häufiger diskutiert. Darin spiegelt sich die Kopplung an die „Tagesschau“-Nachrichten. Twitter und auch meta.tagesschau reagierten schnell und mit starken Ausschlägen auf aktuelle Ereignisse. Im Fall des „TV-Duells“ zeigte sich die Rolle von Twitter als Echtzeitbegleiter von Ereignissen. Blogs sind weniger an die Aktualität gebunden und neigen eher dazu, sich länger mit einem Thema zu befassen. Gemessen an der Häufigkeit, mit der Parteinamen genannt wurden, erwies sich Twitter als Plattform der kleinen Parteien (Piratenpartei, AfD). In den Blogs dominierten die linken Parteien (Grüne, Linke, SPD). Die Verteilung auf meta.tagesschau kommt den Größenverhältnissen, wie sie die Bundestagswahl ergeben hat, am nächsten.

In welchem Kontext die Parteien vorkamen, zeigen die 30 häufigsten Wortnennungen im Zusammenhang mit den Parteinamen. Bei CDU und SPD standen eindeutig die Spitzenkandidaten im Mittelpunkt. Die kleineren Parteien wurden klarer mit einem Einzelthema verbunden.

Social Media scheinen eng an Wahrnehmungsmuster der traditionellen Medien gekoppelt zu sein: So erzielten die Spitzenkandidaten bei denjenigen Ereignissen besonders viel Aufmerksamkeit, die von den professionellen Nachrichtenmedien bzw. für sie inszeniert wurden (z.B. „TV-Duell“).

Untersucht wurde in der Studie auch die Anschlusskommunikation, die die Kommunikatoren erzielten. Es zeigte sich, dass unter den Twitteraccounts mit der absolut größten Retweetzahl für die 16 Themen vor allem institutionelle Accounts von Parteien, Redaktionen und Interessenvertretern sowie von prominenten Politikerinnen und Politikern waren, während die Stimmen einzelner Bürger kaum eine Rolle spielten. Ein themenübergreifender Einfluss einzelner Accounts zeigte sich hier nicht. Dagegen tauchten unter den resonanzstärksten Blogs wiederholt die gleichen Namen auf. Hier scheint sich eine politische Bloggerelite herauszukristallisieren.

MP 9/2014, S. 456-476



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