Heft 5

Cornelia Wolf

Journalistische Apps etablierter Medienunternehmen

Ergebnisse einer quantitativen Inhaltsanalyse

Die Verbreitung von Smartphones und Tablet- PCs in Deutschland ist in den letzten Jahren rapide gestiegen. Die große Mehrheit der mobilen Onliner nutzt die multioptionalen Geräte auch, um sich zu informieren. Auf der Suche nach neuen digitalen Vertriebs- und Erlösstrategien erweitern etablierte Medienorganisationen daher ihr crossmediales Angebot um den Bereich des mobilen Journalismus: Neben mobilen Webseiten setzen Zeitungs-, Zeitschriften- und Rundfunkredaktionen dabei vor allem auf Apps mit redaktionellen Inhalten für Smartphones und/oder Tablet-PCs.

Im Rahmen einer mehrstufigen Inhaltsanalyse wurde untersucht, ob journalistische Apps eine Imitation existierender Medienangebote darstellen oder ob sich bereits ein mobiler Journalismus mit eigenständiger Gestaltung und Darstellung von Inhalten entwickelt hat.

In dieser frühen Marktphase sind die Apps stark an das jeweilige Muttermedium angelehnt und übernehmen häufig existierende Inhalte. Auch für Apps, die keine eins-zu-eins-Kopie darstellen, werden Beiträge weitgehend noch in Anlehnung an etablierte Layout- und Darstellungsschemata aufbereitet. Das Potenzial zur Vernetzung der Angebote wird selten genutzt, ebenso ist die Interaktivität gering. Kontextsensitivität spielt im mobilen Journalismus derzeit keine Rolle. Eine Konvergenz der Angebote ist nicht zu beobachten. Tendenziell nutzen Print-Apps Verlinkungen und Optionen zur Weiterleitung ihrer Inhalte häufiger, während Radio- Apps Nutzer zur Partizipation durch die Produktion eigener Inhalte auffordern und Fernseh-Apps Bewertungen und Kommentare zulassen. Eine Selektion von Themen oder Funktionen ist am ehesten bei Printanbietern gegeben. Am innovativsten sind in der formalen und inhaltlichen Gestaltung mobile Ableger von Zeitschriften.

Während die Apps von Rundfunksendern mehrheitlich gratis angeboten werden, folgen Print-Apps etablierten Modellen des Einzelverkaufs oder Abonnements. Werbung wird insgesamt in geringem Maß eingesetzt, der Anteil liegt in allen untersuchten Elementen unter 20 Prozent.

Obwohl mobiler Journalismus in institutionalisierten Medienorganisationen bereits verbreitet ist und an das Medium Hoffnungen geknüpft werden, neue Zielgruppen zu erschließen und digitalen Journalismus ökonomisch erfolgreich werden zu lassen, sind innovative inhaltliche und gestalterische Ideen selten. Die Möglichkeiten des neuen Mediums werden derzeit noch nicht ausgeschöpft.

MP 5/2014, S. 271-282



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