Heft 3

Cornelia Wolf

Mobiler Journalismus in Deutschland

Ergebnisse einer Redaktionsbefragung

Als Nachfolgeerhebung einer Umfrage aus dem Jahr 2007 wurde Ende 2012 eine Befragung zu mobilem Journalismus unter 530 dafür zuständigen Personen bei Zeitungen, Zeitschriften, Radiound Fernsehsendern sowie Nachrichtenagenturen durchgeführt. 70 Prozent der befragten Medien produzierten demnach bereits mobile Webseiten und/oder Apps, nahezu jede fünfte Organisation plante ein Angebot, das mehrheitlich bis Ende des Jahres 2014 realisiert sein soll. 2007 war weniger als die Hälfte der Redaktionen im mobilen Journalismus aktiv. Als Motor dieser Entwicklung kann die Verbreitung von Smartphones und die Etablierung von Apps angesehen werden. Häufigste Angebote sind journalistische Apps, die als abgeschlossene Publikationen genutzt werden können und redaktionell gestaltete Inhalte bereitstellen (78 %). Es folgen eigenständige mobile Webseiten, die über den Browser aufgerufen werden können (70 %). Geringere Bedeutung haben reine Serviceangebote (etwa Restaurant- oder Veranstaltungsführer, 25 %). Auch Viewer-Apps, die nur in Verbindung mit dem Offlinemedium Inhalte anbieten (zum Beispiel über einen abgedruckten QRCode in der gedruckten Ausgabe), werden deutlich seltener produziert (19 %). 48 Prozent der Befragten sehen mobilen Journalismus bereits jetzt als festen Bestandteil des Journalismus, 45 Prozent erwarten dies für die nahe Zukunft. Dies gilt unabhängig davon, ob das Unternehmen selbst bereits mobilen Journalismus betreibt. Dennoch sind die redaktionellen Ressourcen für mobilen Journalismus der Befragung zufolge sehr begrenzt. Im Durchschnitt sind für die mobilen Angebote vier Personen insgesamt verantwortlich, davon arbeiten lediglich zwei Personen redaktionell an den Ausgaben. Learning-by-doing dominiert über systematische Qualifizierung, über 90 Prozent der befragten Redakteure haben sich ihr Know-how zu mobilem Journalismus auf diese Weise angeeignet. Im Hinblick auf die Redaktionsorganisation wird deutlich, dass klare crossmediale Abläufe, Zuständigkeiten und Konzepte nicht die Regel sind. Mehrheitlich sind Redaktionen weiterhin an der traditionellen Ressortstruktur orientiert (56 %) und haben beispielsweise keinen Crossmedia- Verantwortlichen (57 %), keine koordinierenden Konferenzen (54 %) und keine Crossmedia- Strategie (50 %). Das Muttermedium hat aktuell für eine deutliche Mehrheit Priorität (86 %). Bilanzierend kann für den mobilen Journalismus derzeit eine Diskrepanz zwischen zugeschriebener Relevanz und bereitgestellten Ressourcen festgehalten werden.

MP 3/2014, S. 169-178



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