Heft 1

Josephine B. Schmitt

Onlinenachrichten und politisches Wissen bei Jugendlichen

Ergebnisse einer Befragung an deutschen Schulen

In wissenschaftlichen Studien zeigt sich immer wieder, dass Jugendliche und junge Erwachsene über weniger Interesse an politischen Themen sowie über geringeres politisches Wissen verfügen als ältere Menschen. Die Aneignung politischen Wissens ist eng mit der Nutzung von Massenmedien verbunden. Jugendliche greifen zunehmend auf das Internet als Informationsmedium zu. Die vorliegende, nicht repräsentative Untersuchung, die auf einer Befragung von 571 Schülern der Klassenstufen 8 bis 12 im April/Mai 2013 basiert, ging unter anderen folgenden Fragen nach: Wie finden sich Jugendliche in der Angebotsfülle des Internets zurecht? Anhand welcher Kriterien wählen sie ihre Informationsquellen aus? Inwiefern eignen sie sich schließlich mit Hilfe dieser Quellen politisches Wissen an? Welche Rolle spielen Angebote öffentlich-rechtlicher Medien bei der Aneignung von politischem Wissen?

Die Untersuchung zeigt: Die Hinwendung zum Internet als Informationsquelle ist auch bei Jugendlichen nicht gleichbedeutend mit der Abkehr von traditionellen Medienmarken und -inhalten. Im Hinblick auf die im Internet vorhandene Angebots- und Informationsfülle gelten bekannte Medienmarken, wie etwa Onlineangebote von Printmedien oder der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender, auch für viele junge Nutzer noch als Garanten gelungener Selektion und Bereitstellung von qualitätsvoller Inhalte.

Bei der Auswahl der Medien schätzen die Jugendlichen klassische Qualitätskriterien wie Aktualität und Neutralität. Jedoch wünschen sie sich auch bunte und vermischte Themen sowie unterhaltsame Inhalte. Hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit zeigen sich nur marginale Unterschiede in der Beurteilung der verschiedenen Onlineangebote.

Es zeigt sich, dass Nutzer von professionellen journalistischen Angeboten, vor allem Portalen öffentlich-rechtlicher Medien, über ein deutlich höheres politisches Wissen verfügen als Gleichaltrige, die sich auf andere, weniger professionelle Angebote verlassen. Die subjektive Qualitätsbeurteilung der einzelnen Medienangebote fällt bei den Schülerinnen und Schülern verschiedener Schulformen unterschiedlich aus. Zwar schreiben auf der einen Seite Schüler aller Schulformen öffentlich-rechtlichen Angeboten im Internet insgesamt eine hohe Informationsqualität zu. Haupt- und Realschüler bewerten jedoch die Verständlichkeit der öffentlich-rechtlichen Nachrichtenquellen negativer als Gesamtschüler und Gymnasiasten und ziehen die Angebote privater Rundfunksender in Bezug auf Verständlichkeit vor.

MP 1/2014, S. 33-46



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