Heft 5

Udo Michael Krüger

Sendungsformen, Themen und Akteure im Nonfictionangebot von ARD, ZDF, RTL und Sat.1

Programmanalyse 2009 - Teil 2

Der zweite Teil der Programmanalyse 2009 befasst sich mit Programminhalten nonfiktionaler Angebote von ARD, ZDF, RTL und Sat.1. Bei der ARD entfiel fast die gesamte Sendedauer (98 %) auf klassische Formen der Information, die übrigen 2 Prozent auf journalistische Unterhaltung. Beim ZDF machten die Informationsangebote 89 Prozent aus, weitere 11 Prozent entfielen auf journalistische Unterhaltung. Bei RTL verteilte sich das untersuchte Nonfictionangebot zu 79 Prozent der Sendezeit auf Informationsangebote, die übrigen 21 Prozent auf Factual Entertainment, im Wesentlichen Doku-Soaps. Sat.1 mit dem geringsten Angebotsumfang kam auf 83 Prozent Informationssendungen, 5 Prozent journalistische Unterhaltung und 12 Prozent Factual Entertainment.

Differenziert nach Sendungsformen dominierten bei ARD und ZDF Nachrichten und Magazine vor Gesprächsformen und klassischen Dokumentationen/Berichten/Reportagen, bei RTL Magazine vor Nachrichten und Doku-Soaps und bei Sat.1 Magazine vor Dokumentation/Reportage, ferner Doku-Soaps und Nachrichten. Sat.1 hatte mit Abstand das geringste Nachrichtenangebot. Inhaltlich lag bei ARD und ZDF der Schwerpunkt auf Themen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Zeitgeschichte, bei RTL und Sat.1 auf Themen des Alltagslebens und zwischenmenschlicher Beziehungen vor Human Interest/Prominenz und Politik im weiteren Sinne.


In den nicht der Informationssparte zugeordneten Sendungsformen vom Typ Factual Entertainment unterschieden sich RTL und Sat.1 mit ihren Doku-Soaps von ARD und ZDF. Charakteristisch für diese Sendungsform war die Themenfokussierung auf Alltag, zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Probleme. Bei RTL machten Doku-Soaps etwa 19 Prozent des Nonfictionangebots aus, etwa doppelt so viel wie klassische Dokumentationen und Reportagen (10 %). Bei Sat.1 rangierten konventionelle Formen der Dokumentation und Reportagen mit 25 Prozent noch vor den Doku-Soaps mit 12 Prozent. Bei ARD und ZDF spielten Doku-Soaps keine Rolle.
Insgesamt wird die journalistische Begleitung und Diskussion politisch und gesellschaftlich relevanter Fragen im Wesentlichen von ARD und ZDF angeboten. Dem setzen die privaten Sender ein Angebot entgegen, in dem die Themen und Gefühle im Alltagsleben der Menschen den Vorrang erhalten.

 

MP 5/2010, S. 258-272



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