Heft 4

Sabine Feierabend/Thomas Windgasse

Was Kinder sehen

Eine Analyse der Fernsehnutzung 1996 von Drei- bis 13jährigen

Die Ergebnisse dieser zum zweiten Mal durchgeführten Auswertung von GfK-Daten zur kindlichen Fernsehnutzung halten noch einmal den Stand vor Einführung des ARD/ZDF-Kinderkanals im Januar 1997 fest. Erstmals innerhalb der letzten fünf Jahre ist die Sehdauer von Kindern im Alter von drei bis 13 Jahren 1996 wieder sichtbar angestiegen, nämlich im Vergleich zum Vorjahr um sechs Minuten auf nunmehr 101 Minuten pro Tag. Dieser Anstieg ist vor allem auf den höheren Fernsehkonsum von Kindern in Ostdeutschland zurückzuführen, der sich gegenüber dem Vorjahr sogar noch um täglich 15 Minuten ausdehnte. Besonders die älteren Kinder von zehn bis 13 Jahren sehen in Ostdeutschland viel fern, mittlerweile fast eine halbe Stunde pro Tag länger als ihre Altersgenossen im Westen. Wie die Erwachsenen sitzen auch die Kinder am Wochenende länger vor dem Bildschirm als an gewöhnlichen Wochentagen. Selbst der Zeitraum der intensivsten Fernsehnutzung ist bei Kindern und Erwachsenen identisch: Zwischen 18.00 und 21.00 Uhr sind die meisten Kinder vor dem Fernsehgerät anzutreffen, zu einer Zeit also, in der kaum kindspezifische Sendungen angeboten werden. Im Gegensatz zu den Erwachsenen weisen Kinder jedoch in ihrem täglichen Fernsehkonsum zwei weitere Nutzungsgipfel um 9.00 Uhr und gegen 14.00 Uhr auf. Die erfolgreichsten Fernsehprogramme bei Kindern waren 1996 wie bereits im Vorjahr PRO SIEBEN und RTL. RTL 2 mußte den dritten Platz an Super RTL abgeben. Trotz im großen und ganzen stabiler Rangreihe mußten allerdings fast alle Programme Marktanteilsverluste gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. Die meistgesehene Sendung bei den Drei- bis Fünfjährigen war 1996 die "Sendung mit der Maus" (ARD), während die Sechs- bis 13jährigen neben den Spielen der Fußball- Europameisterschaft Spielfilme und Shows bevorzugten. Morgens zwischen 6.00 und 9.00 Uhr wie auch am Nachmittag verfolgten Kinder dagegen vornehmlich amerikanische Zeichentrickserien. Wie aus den GfK-Daten außerdem hervorgeht, schauen Kinder morgens, mittags und nachmittags überwiegend ohne elterliche Aufsicht fern, während ab 18.00 Uhr die Anzahl der gemeinsam mit den Kindern zuschauenden Erwachsenen zunimmt.

MP 4/1997, S. 186-197



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