Heft 1

Volker Lilienthal/Stephan Weichert/Dennis Reineck/Annika Sehl/Silvia Worm

Digitaler Journalismus: Dynamisierung, Technisierung, Dialogisierung

Ergebnisse der LfM-Studie "Digitaler Journalismus"

Der Journalismus – das heißt seine Akteure und Produkte – durchläuft einen tiefgreifenden Strukturwandel. Mit der Digitalisierung einhergehende Wandlungsprozesse wirken sich auf die konkreten Recherche- und Produktionspraktiken sowie auf das Storytelling aus. Neben der Dynamik spielen vor allem die Technisierung des Berufs und die Interaktionen des Publikums eine immer größere Rolle. Der Beitrag beleuchtet vorrangig Ergebnisse von Leitfadengesprächen mit Redaktionsverantwortlichen führender Onlinemedien in Deutschland.

Technisch bedeutet Digitaler Journalismus nicht nur veränderte Vertriebs- und Publikationsformen im Internet. Vielmehr ermöglicht die Weiterentwicklung mobiler Endgeräte eine zeit- und ortssouveräne Mediennutzung mit entsprechenden Anforderungen an die journalistische Aktualität. Digitaler Journalismus bedeutet darüber hinaus alternative Ressourcen und Techniken der (digitalen) Recherche, der Produktion und der Darstellung (z. B. Datenjournalismus).

Im Digitalen Journalismus ist eine konsequente Teilhabe des Publikums („Dialogisierung“) möglich: von der Kommentierung und Diskussion einzelner Beiträge über den Transfer von Argumenten in den journalistischen Produktionsprozess bis hin zur Mitwirkung der Nutzer bei Recherchen, der Bearbeitung von Dokumenten oder bei der Fortschreibung journalistischer Geschichten. Digitaler Journalismus ist zudem universaler Journalismus, weil die ihm digital zur Verfügung stehenden Quellen tendenziell unendlich sind und weil er dank neuartiger Möglichkeiten der multimedialen Präsentation – vom Webvideo über die Slideshow bis zum Multimedia-Dossier – journalistische Erkenntnisse nicht verkürzen muss, sondern diese ausführlich, vielfältig und auf eine für die jeweilige Zielgruppe attraktive Weise darstellen und multimedial erschöpfend erzählen kann.

Die Autoren schließen aus den Ergebnissen der Untersuchung auf einen großen Experimentierwillen in der Medienbranche, der sich unter anderem in der Annäherung zwischen Offline- und Onlineredaktionen, in crossmedialen Verbreitungskanälen und im Dialog mit dem Publikum als Mittel zur Qualitätssicherung zeige. Dynamisierung, Technisierung und Dialogisierung – diese Trias habe somit auch große Auswirkungen auf das journalistische Selbstverständnis.

MP 1/2015, S. 30-40



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