Heft 10

Bernhard Engel/Lothar Mai

Mediennutzung und Lebenswelten 2015

Ergebnisse der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation

Wertorientierungen, der individuelle Lebensstil und die soziale Lage spielen bei der Charakterisierung von Mediennutzern eine ebenso bedeutende Rolle wie soziodemografische Merkmale. Die Einteilung der Bevölkerung in sogenannte Sinus- Milieus dient dazu, Zielgruppen hinsichtlich ihrer Lebenswelten einzuordnen sowie die Nutzung und Bewertung von Medieninhalten mit den spezifischen Eigenschaften dieser Milieus in Verbindung zu setzen. Nach diesem Modell wurden in der ARD/ZDFLangzeitstudie Massenkommunikation 2015 erhobene Daten zur Mediennutzung und zu den Nutzungsmotiven ausgewertet.

Den Ergebnissen der Studie Massenkommunikation zufolge bleiben Radio und Fernsehen nach wie vor die meistgenutzten Medien. Das Fernsehen erzielt beim traditionellen Milieu und der bürgerlichen Mitte die höchsten Nutzungswerte mit 88 Prozent bzw. 85 Prozent Tagesreichweite. Das Radio wird am meisten vom adaptiv-pragmatischen Milieu und den Liberal-Intellektuellen mit je rund 80 Prozent Tagesreichweite genutzt. Das Internet hat für das expeditive Milieu eine ähnlich große Bedeutung wie das Fernsehen. Die Nutzung von Tageszeitungen liegt in fast allen Milieus hinter der des Internets, sie werden am ehesten vom konservativ- etablierten und dem traditionellen Milieu konsumiert.

Hinsichtlich ihrer gesamten Mediennutzung unterscheiden sich die verschiedenen Milieus nicht stark, die Nutzungsdauern schwanken nur geringfügig um den Durchschnittswert von 8,5 Stunden pro Tag netto. Die Nutzungsmotive – vor allem Information, Spaß und Entspannung – werden den einzelnen Medien von den meisten Milieus in ähnlicher Weise zugeordnet. Das Fernsehen steht als Leitmedium für alle Motive an erster Stelle, Radio wird bei vielen Motiven an zweiter Stelle genannt. In den jungen internetaffinen Milieus wird das Informationsbedürfnis eher online erfüllt.

Bei der Frage zur Zukunft der Medien gehen laut Massenkommunikation 2015 mit einem durchschnittlichen Zustimmungswert von 90 Prozent die meisten Befragten davon aus, dass bei fortschreitender Marktfragmentierung künftig nur einige wenige Fernsehprogramme wichtig sein werden. Auch besteht in allen Milieus weitgehend Einigkeit darüber, dass das klassische Fernsehen mit der Lean-Back-Nutzungssituation seine Bedeutung behalten wird. Größere Unterschiede zeigen sich bei der Frage nach der Bedeutung von „Mitmachfernsehen“ und in Bezug auf den Nutzen des steigenden Informationsangebots.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gilt weiterhin als unverzichtbar, in fast allen Milieus erhält er Zustimmungswerte über 80 Prozent.
 

MP 10/2015, S. 427-441



Zurück zur Übersicht