Heft 1

Birgit van Eimeren

Nachrichtenrezeption im Internet

Befunde aus der ARD/ZDF-Onlinestudie 2014

Aktuelle Informationen zählen zu den meistgenutzten Inhalten im Internet. Inzwischen nutzen knapp zwei Drittel aller Onlinenutzer und damit (auf die Gesamtbevölkerung bezogen) jeder zweite Erwachsene in Deutschland aktuelle Nachrichten im Netz – ausschließlich oder wie die meisten Bundesbürger zusätzlich zu den traditionellen Nachrichtenquellen Fernsehen, Radio, Tageszeitung oder Nachrichtenmagazin. Im Gegensatz zu den Nachrichten in den klassischen Medien sind es vor allem die Jüngeren, die sich im Netz aktuell informieren. So lesen, schauen oder hören 14- bis 29-jährige Newsnutzer täglich fast viermal so lange Nachrichten im Netz wie die Vergleichsgruppe der ab 50-Jährigen. Die Gründe hierfür – unter anderem die generell intensivere (mobile) Internetnutzung – sind vielschichtig. Jedoch widerlegt dieser Befund eindrucksvoll die mit unter geäußerte These eines geringeren Interesses junger Menschen an Nachrichten, auch wenn möglicherweise ein im Vergleich zu älteren Generationen unterschiedliches Nachrichtenverständnis vorliegt. Offensichtlich entstehen aus der Kombination von verschiedenen Verbreitungswegen und Endgeräten neue Nutzungsmuster, die zu einer höheren Nachrichtennutzung insgesamt führen.

Kontakt mit Nachrichten haben die meisten Nutzer mit den Nachrichtenangeboten von Suchmaschinen, Nachrichtenmagazinen und Internet bzw. E-Mailprovidern. Vor allem Jüngere (14 bis 29 Jahre) steuern Nachrichten über Suchmaschinen und soziale Netzwerke an. Ab 30-Jährige vertrauen dagegen weniger auf soziale Medien als Informationsquelle.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist im Netz eine Vielzahl neuer Konkurrenten und attraktiver (News-)Angebotsformen entstanden, wobei sich die klassischen Medien in diesem neuen Umfeld bisher recht gut behauptet haben. Dies gelang, weil sie (auch in der jungen Generation) einen Vertrauensbonus aufweisen und so die ihnen in der Offlinewelt zugeschriebenen Kompetenzen in die neue Netzumgebung transferieren konnten (Markentransfer). Dies wird in den Reichweiten ihrer Internetauftritte deutlich. Allerdings gilt es, die Onlinemarke weiterzuentwickeln, damit auch die Offlinemarke nicht an publizistischer Anziehungskraft verliert.

MP 1/2015, S. 2-7



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