Heft 3

Udo Michael Krüger

Profile deutscher Fernsehprogramme - Tendenzen der Angebotsentwicklung

Programmanalyse 2014 - Teil 1: Sparten und Formen

Die aktuelle Programmanalyse der fünf Sender ARD/Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1 und ProSieben belegt erneut die seit Jahren robuste und zugleich differenzierte Angebotskonstellation mit typischen Unterschieden zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Hauptprogrammen. Das Erste und das ZDF bestätigten mit ihren Informationsanteilen von knapp unter bzw. deutlich über 40 Prozent auch im intensiven Sportjahr 2014 ihre Rolle als führende Informationsanbieter im Vergleich mit den Privatsendern RTL (22,5 %), Sat.1 (14,4 %) und ProSieben (7,9 %). Die Privatsender hatten erneut das umfangreichste Angebot an Unterhaltungssendungen.

Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr zeigten sich unter anderem beim Spartenprofil des Ersten, wo der Informationsanteil wegen einer Sendeplatzumstrukturierung im Tagesprogramm und des Sendezeitbedarfs für Sportübertragungen von den Olympischen Winterspielen und der Fußball-etwas gesunken ist. Das Spartenprofil des ZDF änderte sich nur sehr geringfügig.

Bei RTL ist der Informationsanteil in den letzten drei Jahren weitgehend konstant geblieben, während der Fictionanteil sank und die Sendezeitanteile der nonfiktionalen Unterhaltung und der Werbung tendenziell zunahmen. Das Schwergewicht des Sat.1-Programms lag 2014 noch deutlicher auf den Unterhaltungsangeboten, die mit 64 Prozent der Gesamtsendezeit umfangreicher ausfielen als im Vorjahr. Charakteristisch für Sat.1 ist auch, dass inzwischen der Werbeanteil (16,4 %) den Informationsanteil um 2 Prozentpunkte übertrifft. ProSieben distanzierte sich 2014 durch weiteren Ausbau seines Fictionangebots noch deutlicher als bisher von allen anderen Sendern. Der Fictionanteil war bereits in den Vorjahren ausgebaut worden und wurde 2014 um weitere 5 Prozentpunkte auf 61 Prozent der Gesamtsendezeit erhöht. Gegenläufig sank der Informationsanteil auf 7,9 Prozent der Gesamtsendezeit.

ARD/Das Erste und ZDF bestritten etwa drei Viertel ihres Fictionangebots mit deutschen Produktionen oder Koproduktionen, US-Importe überwogen bei RTL (51 %) und Sat.1 (79 %) und insbesondere bei ProSieben (93 %). Die schon in den Vorjahren starke Amerikanisierung der Fictionunterhaltung bei ProSieben nahm nach 2012 auch bei Sat.1 zu, dessen deutsche Fictionproduktionen im Jahr 2014 nur noch 16 Prozent der Sendezeit für Fictionangebote ausmachten.

MP 3/2015, S. 145-164



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