Heft 6

Udo Michael Krüger

Sendungsformen, Themen und Akteure im Nonfictionangebot von ARD, ZDF, RTL und Sat.1

Programmanalyse 2014 - Teil 2

Der zweite Teil der Programmanalyse 2014 befasst sich mit den Nonfictionangeboten in der meistgenutzten Tageszeitphase von 17.00 bis 1.00 Uhr. Untersucht wurden auf Basis einer vierwöchigen Stichprobe die Programme von ARD/Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1.

Bei ARD/Das Erste und ZDF hatte das untersuchte Nonfictionangebot einen Umfang von durchschnittlich 205 bzw. 214 Minuten pro Tag und bestand ausschließlich aus klassisch-journalistischen Sendungsformen. Bei RTL und Sat.1 hatte das Nonfictionangebot einen Umfang von 158 bzw. 112 Minuten pro Tag. Die öffentlich-rechtlichen Nonfictionangebote verteilten sich auf Nachrichtensendungen, Magazine, Dokumentationen/Berichte/ Reportagen und Gesprächssendungen. Die privaten Sender bevorzugten jeweils eine bestimmte Sendungsform: RTL räumte den Magazinen 40 Prozent seines Nonfictionangebots ein, bei Sat.1 lag der Schwerpunkt des Nonfictionangebots mit 43 Prozent auf Realityformaten.

Auch bei den Inhalten zeigten sich deutliche Unterschiede: In den Sendungen von ARD und ZDF waren politiknahe Themen (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft/ Justiz und Zeitgeschichte) mit 55 bzw. 41 Prozent der Nonfictionprogramme dominierend. Die privaten Sender gaben den Politikthemen erheblich geringeren Raum – bei RTL nahmen sie nur 17 Prozent und bei Sat.1 nur 13 Prozent des nonfiktionalen Angebots ein – und widmeten den Alltagsthemen die meiste Sendezeit (RTL 36 %, Sat.1 52 %).

Bei allen Sendern waren Alltagsbürger in beruflichen und privaten Rollen die am häufigsten auftretenden Akteure. Mehr Auftritte als bei den Privatsendern hatten bei ARD/Das Erste und ZDF Politiker, Repräsentanten gesellschaftlicher Gruppen und Sachexperten.

Die Platzierung im Programm ist ein wichtiger Indikator für die Rolle der politiknahen Themen bei den jeweiligen Sendern. ARD/Das Erste und ZDF bieten ihren Zuschauern in der Primetime und noch intensiver im Spätabendprogramm diverse Sendungsformen mit Politikthematisierung, während die Privatsender die Primetime und auch weitgehend den Spätabend politikfrei gestalten.

In den privaten Hauptprogrammen hatte auch im Jahr 2014 der Zuschauer insgesamt in der meistgenutzten Sendezeit nur geringe Chancen, mit politischen Themen, Akteuren und Standpunkten konfrontiert zu werden. Demgegenüber stehen zur selben Tageszeit strukturell stabile Informationsangebote der öffentlich-rechtlichen Sender, in denen die gesellschaftliche Wirklichkeit vielfältig thematisiert wird.

MP 6/2015, S. 282-303



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