Heft 1

Andrea Eisenblätter/Bernd Hermann

Fernsehnutzung der MedienNutzerTypen

Ein Blick in die Lebenswelt der Fernsehzuschauer

Die MedienNutzerTypologie fasst Menschen mit ähnlichen soziodemografischen Merkmalen, Interessen und einer vergleichbaren Alltagsgestaltung zu homogenen Gruppen zusammen. Die Fernsehnutzung der Typen wird davon beeinflusst, wie sie sich in den Tagesablauf einbetten lässt - außerdem spielen persönliche Einstellungen und damit verbundene Programminteressen eine bedeutende Rolle. Auch das Kulturangebot vor Ort und die finanziellen Mittel zur Freizeitgestaltung bestimmen das Zeitbudget für das Fernsehen.

Der Umfang der Fernsehnutzung liegt im Durchschnitt aller MedienNutzerTypen bei knappen vier Stunden täglich. Je nach Typ gibt es stärkere Abweichungen von diesem Wert: Spaßorientierte (143 Min. Sehdauer) nutzen vermehrt das Internet bzw. auch Medienangebote lieber online, zu den Wenigsehern zählen auch Hochkulturorientierte (216 Min.), die eher aktiv kulturellen Interessen nachgehen und ihre Freizeit stärker auch außerhalb der eigenen vier Wände gestalten. Ältere Typen wie Eskapisten (285 Min.) und Häusliche (345 Min.) sind zu großen Teilen nicht mehr berufstätig und ziehen sich eher ins Private zurück, ihr Fernsehkonsum ist stark ritualisiert und der höchste aller MedienNutzerTypen.

Die MedienNutzerTypen weisen unterschiedliche Senderportfolios auf: Spaßorientierte nutzen hauptsächlich private Programme wie ProSieben (17,5 % Marktanteil), bei den Familienorientierten dominiert RTL (12,2 % Marktanteil), dicht gefolgt vom ZDF (10,4 %). Bei den MedienNutzerTypen mit einem Durchschnittsalter über 50 Jahren liegt der Fokus eindeutig auf den öffentlich-rechtlichen Programmen. Bei Engagierten, Häuslichen und Zurückgezogenen liegt das ZDF auf Rang 1, gefolgt von Das Erste. Die Dritten Programme der ARD liegen bei Traditionellen mit 22,9 Prozent Marktanteil vorne, ebenso weisen die Hochkulturorientierten (18,4 %), die Zurückgezogenen (17,8 %) und die Engagierten (17,1 %) eine hohe Nutzung der Dritten auf.

Über die Nutzungsprofile der einzelnen Medien- NutzerTypen und in Kenntnis derer soziodemografischer Daten können Programmplaner, Medienforscher und Redakteure ein Gesamtbild der Fernsehnutzung erhalten, welches zur Veranschaulichung und zum Verständnis der Zuschauer in deren Lebenswelt beiträgt.


MP 1/2016, S. 36-47



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