Heft 11

Sascha Hölig/Uwe Hasebrink

Nachrichtennutzung über soziale Medien im internationalen Vergleich

Ergebnisse des Reuters Institute Digital News Survey 2016

Soziale Medien sind bei einem Teil der Bevölkerung zu einem festen Bestandteil des Nachrichtenrepertoires geworden. Die Größe dieses Anteils ist in den 26 untersuchten Ländern sehr unterschiedlich; sie reicht von 28 Prozent der Onliner in Japan bis zu 74 Prozent in Griechenland. In Deutschland fällt die Nutzung sozialer Medien zur Information über das aktuelle Weltgeschehen vergleichsweise gering aus; 31 Prozent der Befragten betrachten soziale Netzwerkseiten als eine ihrer regelmäßigen Nachrichtenquellen.

Eine relativ kleine Gruppe von Internetnutzern verwendet soziale Medien als ihre wichtigste oder sogar einzige Nachrichtenquelle. Die große Mehrheit der Onliner bindet sie dagegen, als eine von vielen Quellen, in ein breites Nachrichtenrepertoire ein. In den sozialen Netzwerk-Plattformen werden Nachrichten oftmals nicht zielgerichtet gesucht, vielmehr begegnen sie den Nutzern als Folge von algorithmusgetriebenen Auswahlprozessen oder durch die Aktivitäten der eigenen Freunde und Kontakte.

Die wichtigsten Gründe, soziale Medien als Nachrichtenquelle zu verwenden, sind die einfache Art, auf verschiedene Quellen zuzugreifen, die hohe Geschwindigkeit der Nachrichtenverbreitung und die Möglichkeit, Artikel zu teilen und zu kommentieren. Im Durchschnitt der untersuchten Länder teilt knapp jeder vierte Internetnutzer regelmäßig Nachrichtenartikel in sozialen Medien und knapp jeder Fünfte kommentiert nachrichtenbezogene Beiträge. In Deutschland teilen knapp 12 Prozent der Onliner Nachrichten und 10 Prozent kommentieren sie.

Während die Nutzer die nachrichtenbezogene Quellenvielfalt in sozialen Medien sehr schätzen, ist ihnen auch die Gefahr bewusst, unter Umständen wichtige Informationen oder gegenteilige Meinungen zu verpassen. Dennoch halten viele die präsentierte Nachrichtenauswahl, die auf den eigenen Interessen basiert, für einen guten Weg. Dies schließt nicht aus, dass sie gleichzeitig auch die professionelle Nachrichtenselektion durch Journalisten gutheißen. Eine Erklärung hierfür liefert die Tatsache, dass die meisten Onliner soziale Medien zusätzlich zu Nachrichten im Fernsehen, in der Zeitung, im Radio oder zu redaktionellen Onlineangeboten nutzen.

MP 11/2016, S. 534-548



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