Heft 3

Camille Zubayr/Heinz Gerhard

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2015

Die Fernsehnutzung in Deutschland wird nach wie vor vom klassischen linearen Fernsehen dominiert: Die durchschnittliche tägliche Sehdauer der Gesamtbevölkerung stieg im Jahr 2015 leicht an auf 223 Minuten. Die nicht-lineare Nutzung über Video-on-Demand-Angebote oder Streamingportale entwickelte sich nicht so stark wie das immer breitere Angebot. Einer Umfrage zufolge nutzten lediglich 4 Prozent die VoD-Plattform Amazon Video mindestens einmal innerhalb des vergangenen Jahres, Netflix und Maxdome nahmen jeweils rund 2 Prozent der Befragten in Anspruch. Die Mediatheken der Fernsehsender blieben wie in den Vorjahren beliebt, genaue Daten hierzu werden allerdings erst vorliegen, wenn diese Angebote in die AGF/ GfK-Forschung integriert werden. Dieser Schritt ist für 2016 vorgesehen.

Nach wie vor wirkte sich das Alter am stärksten auf die Fernsehgewohnheiten aus: In der jüngsten Altersgruppe (unter 14-Jährige) lag die tägliche Nutzung bei 82 Minuten, Personen ab 60 Jahren sahen 2015 pro Tag über fünf Stunden fern. Dazwischen lagen die 30- bis 59-Jährigen (mit knappen vier Stunden täglichem Fernsehkonsum) sowie die 14- bis 29-Jährigen, die rund zwei Stunden pro Tag fernsahen. Diese Altersgruppe weist eine sinkende Verweildauer und Tagesreichweite auf, allerdings kommen zur linearen Fernsehnutzung inzwischen rund 12 Minuten Nutzung über das Internet hinzu.

Die meistgesehenen Sender waren 2015 das ZDF (12,5 % Marktanteil), das Erste Programm der ARD (11,6 %) und RTL (9,9 %). Summiert nahmen die Dritten der ARD eine ebenso starke Position wie das ZDF ein. Wie im Vorjahr wuchsen Anzahl und Marktanteile kleinerer Sender an, 2015 entfielen 40 Prozent der gesamten Fernsehnutzung auf diese Sender.

Unter den Top 10 der meistgesehenen Sendungen lagen 2015 einige Fußballübertragungen der Champions League sowie mehrere Ausgaben der Reihe „Tatort“. Bei den Informationssendungen dominierten Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender. Insbesondere die Flüchtlingskrise und Terroranschläge in Europa führten an über 40 Tagen zu Sondersendungen im Ersten und im ZDF.

MP 3/2016, S. 142-155



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