Heft 5

Udo Michael Krüger

Sendungsformen, Themen und Akteure im Nonfictionangebot von ARD, ZDF, RTL und Sat.1

Programmanalyse 2016 -- Teil 2

 Im zweiten Teil der Programmanalyse 2016 werden auf Basis einer vierwöchigen Stichprobe die nonfiktionalen Sendungen der vier großen Fernsehvollprogramme Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 in der Tageszeitphase 17.00 bis 1.00 Uhr untersucht. Im Zentrum stehen die strukturellen Unterschiede zwischen den Sendern hinsichtlich Angebotsumfang, Funktionen, Sendungsformen, Themen und Akteuren. 

Insgesamt zeigt sich, dass die Profile der beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme und ebenso die von RTL relativ stabil geblieben sind. Für Sat.1 ist eine Ausweitung von Realityformaten sowie unter anderem der Kriminalitätsthematisierung im Magazinangebot festzustellen. In einer Korrespondenzanalyse ist die Distanz von Sat.1 sowohl zu Das Erste und ZDF als auch zu RTL damit größer geworden.

Charakteristische Unterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privaten Programmen bestehen bei den eingesetzten Sendungsformen und der Themenstruktur: Innerhalb des nonfiktionalen Angebots stellen Das Erste und das ZDF den Zuschauern ein wesentlich größeres und vielfältigeres Informationsprogramm zur Auswahl als RTL und Sat.1. In den privaten Programmen spielt Factual Entertainment – vor allem Doku Soaps und Doku-Inszenierungen – eine größere Rolle; diese Sendungsformen gibt es beim Ersten und im ZDF nicht. Klassisch-journalistische Formen wie Dokumentation, Bericht und Reportage ebenso wie Gesprächssendungen sind dagegen nach wie vor eine Domäne des öffentlichen-rechtlichen Fernsehens.

Eine Auswertung für das Querschnittsthema Migration belegt exemplarisch die größere Breite und Vielfalt der Information im Ersten und im ZDF. Generell lässt sich eine thematische Polarisierung konstatieren: Während bei den Öffentlich-Rechtlichen politiknahe Themen (einschließlich Wirtschaft, Soziales, Zeitgeschichte) den Schwerpunkt bilden, sind bei den Privaten Alltagsthemen und zwischenmenschliche Beziehungen deutlich stärker vertreten.

In allen Programmen haben Alltagsbürger in unterschiedlichen Rollen die stärkste Präsenz im Nonfictionangebot, gefolgt von Prominenten aus Showbusiness, Sport und Kultur. Die größere Vielfalt der Sendungsformen und die stärkere Präferenz für Politikthemen führen in den öffentlichrechtlichen Sendungen zu mehr Auftrittschancen politischer Amtsinhaber und gesellschaftlicher Repräsentanten.

MP 5/2017, S. 273-297



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