Heft 5

Udo Michael Krüger/Thomas Zapf-Schramm/Maria Jung

Sendungsformen, Themen und Akteure im Nonfictionangebot von Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1

Programmanalyse 2017 (Teil 2)

Die Programmanalyse 2017 schreibt im zweiten Teil auf der Basis einer vierwöchigen Stichprobe der nonfiktionalen Angebote öffentlich-rechtlicher und privater Hauptprogramme innerhalb der meistgenutzten Tageszeitphase zwischen 17.00 und 1.00 Uhr Profile der Sendungsformen, der Inhalte und der Akteure fort.

Der quantitative Vergleich der Angebote in den Jahren 2010 bis 2017 verdeutlicht, dass es sowohl eine „Realitätskluft“ als auch eine „PolitikKluft“ in den Nonfictionangeboten der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender gibt. Während das Erste und das ZDF Nonfiktionales mit Realitätsnähe gleichsetzen, entgrenzen die Privaten durch zunehmenden Einsatz von Re-Enactment den Realitätsgehalt ihrer angebotenen Realityformate, sodass sich Nonfiktionales und Fiktionales verschränken. 

In allen wesentlichen Dimensionen der Programm- und Inhaltsanalyse, den Sendungsformen, Themenpräferenzen und Auftrittschancen von Akteuren, zeigt sich eine Distanz zwischen den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern. Speziell zu Sat.1 hat sich diese Distanz vergrößert. Dabei bestätigt sich, dass politiknahe Themen im Rahmen der Informationsangebote ein besonderes Qualitätsmerkmal der öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme sind, welches in den privaten Angeboten kein Äquivalent findet. So belegt die Untersuchung für das Jahr 2017: Der Umfang der politiknahen Themen im Ersten (108 Min./Tag) und im ZDF (113 Min.) übertrifft deutlich RTL (35 Min.) und insbesondere Sat.1 (20 Min.). Dazu verwenden die Öffentlich-rechtlichen ein breites Spektrum an klassischen Sendungsformen, bieten Foren der Meinungsartikulation für diverse Akteure und orientieren sich an Realität und Relevanz.

Bei der Analyse der in den Programmen aufgetretenen Akteure zeigt sich dementsprechend: Je stärker das Nonfictionangebot von klassisch-journalistischen Sendungsformen und politiknahen Themen geprägt ist, desto höher fällt der Anteil an Politikerauftritten aus. Je stärker das Programm von Doku-Soaps und Scheindokumentationen bzw. von Alltagsleben und Angstszenarien geprägt ist, desto höher fallen die Präsenz von Alltagsbürgern sowie Ordnungs- bzw. Rettungskräften aus.

MP 5/2018, S. 242-262



Zurück zur Übersicht