Heft 2

Udo Michael Krüger/Thomas Zapf-Schramm

InfoMonitor 2018: GroKo und Migrationsdebatte prägten die Fernsehnachrichten

Analyse der Nachrichtensendungen von Das Erste, ZDF, RTL und Sat. 1

Die Nachrichtenprofile der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender wiesen 2018 erneut deutliche Unterschiede auf. Die Nachrichtensendungen von Das Erste und ZDF („Tagesschau“, „Tagesthemen“, „heute“, „heute-journal“) sind vor allem in den gesellschaftlich relevanten Themenbereichen (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Soziales) deutlicher profiliert als die Hauptnachrichten von RTL („RTL aktuell“) und Sat.1 („Sat.1 Nachrichten“). Dies belegt die aktuelle Ausgabe des jährlich durchgeführten InfoMonitors, einer Inhaltsanalyse der sechs meistgenutzten Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen. Erfasst wurden jeweils die Themenstrukturen, die Topthemen sowie die Präsenz von Ländern, Politikern und Parteien in den Nachrichten. Die Hauptnachrichten von Das Erste und ZDF berichteten im Jahresdurchschnitt pro Ausgabe jeweils 8 Minuten und die öffentlich-rechtlichen Nachrichtenmagazine 12 bzw. 13 Minuten über Politik im engeren Sinn.

Die Hauptnachrichten von RTL und Sat.1 beschränkten ihre Politikberichterstattung auf täglich etwa 5 Minuten; Unfälle und Kriminalität sowie Alltags- und Human-Interest- Themen erhielten hier mehr Gewicht als in den öffentlich-rechtlichen Nachrichten.

Mit der Bildung der Großen Koalition aus CDU, CSU und SPD sowie der Migrationsdebatte um die Folgen der Flüchtlingspolitik erhielten deutsche Politikthemen hohe Aufmerksamkeit. In der politischen Auslandsberichterstattung spielten die USA und US-Präsident Donald Trump zwar weiterhin eine dominante Rolle, aber auch die Brexit-Debatte in Großbritannien und der Krieg in Syrien zogen starke Aufmerksamkeit auf sich.

Der Machtkampf zwischen CDU und CSU um Migration und Flüchtlingspolitik hatte zur Folge, dass hinter Bundeskanzlerin Angela Merkel erstmals mit Horst Seehofer ein CSU-Politiker auf Platz 2 der Liste der 20 meistpräsenten Politiker in den Nachrichten vorrückte und Andrea Nahles (SPD) auf Platz 3 verdrängte. Der Wechsel im CDU-Parteivorsitz von Angela Merkel zu Annegret Kramp- Karrenbauer trug zum Jahresende dazu bei, dass sich im Hinblick auf die Nachrichtenpräsenz der Abstand zwischen Regierungsparteien und Oppositionsparteien auf Bundesebene vergrößerte.

 

MP 2/2019, S. 44-73



Zurück zur Übersicht