Heft 10

Timo Meynhardt/Eduard Frantz

Medialer Public Value als Beitrag zum Gemeinwohl

Ergebnisse aus dem GemeinwohlAtlas 2019

Der GemeinwohlAtlas zeigt auf, welche Organisationen, zum Beispiel Medienunternehmen, soziale Organisationen oder staatliche Einrichtungen, für die Menschen in Deutschland von großem Wert sind und einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Bei der Befragung, die repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren ist, weisen die Teilnehmer einzelnen Organisationen ihren wahrgenommenen sogenannten Public Value in den Dimensionen Moral, Zusammenhalt, Aufgabenerfüllung und Lebensqualität zu. Der über die Dimensionen gemittelte Wert ergibt den Public-Value-Score.

Angeführt von der Feuerwehr finden sich im Jahr 2019 neben den großen Sozial- und Hilfswerken, wie Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz oder Weisser Ring, auch die Bundespolizei, das Bundesverfassungsgericht oder die evangelische Kirche unter den 30 Organisationen mit dem höchsten Public-Value-Score wieder. Der Gemeinwohlbeitrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wird ebenfalls hoch eingestuft. Die Dritten Programme der ARD führen das Feld der Medienbranche an (Rang 16), gefolgt von der ARD (Rang 18). Den privaten Fernsehsendern wird im Vergleich ein relativ geringer Beitrag zum Gemeinwohl zugesprochen. VOX belegt den 120. Rang, gefolgt von Sat.1 und RTL. Der Gemeinwohlbeitrag von sozialen Netzwerken wird noch geringer bewertet – außer bei YouTube, das auf dem 104. Rang noch vor den privaten Fernsehsendern liegt.

Insgesamt ist im Bereich Rundfunk eine Polarisierung zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Anbietern und in der Presse zwischen seriösen und Boulevardzeitungen zu erkennen: Während den Öffentlich-Rechtlichen und den Qualitätszeitungen relativ zum gesamten Feld ein hoher Public Value zugeschrieben wird, geben die Befragten an, dass private Rundfunkanbieter und die Boulevardzeitung Bild verglichen mit dem gesamten Feld eher wenig für das Gemeinwohl tun. Unter Berücksichtigung verschiedener Drittvariablen (z. B. Alter, Bildungsgrad) lässt sich feststellen, dass der wahrgenommene Gemeinwohlbeitrag von Medienunternehmen mit zunehmendem Alter der Befragten steigt, aber mit steigendem Bildungsgrad sinkt. Ältere Menschen schätzen den Gemeinwohlbeitrag von ARD, ZDF, die Dritten, SZ, FAZ, Spiegel, Die Welt, RTL und Bild signifikant höher, den Gemeinwohlbeitrag von Twitter, Facebook und Instagram jedoch signifikant niedriger ein als jüngere Menschen.

 

MP 10/2019, S. 444-451



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