Heft 11

Uwe Hasebrink/Hermann-Dieter Schröder/Dieter Storll/Gerlinde Schumacher

Mediennutzung und soziale Integration

Eine explorative Studie zur Bestimmung medialer Integrationsleistungen

Gesellschaftliche Integration gehört zu den wesentlichen Funktionen der Medien. Aber wie lassen sich die Integrationsleistungen der Medien insgesamt oder auch einzelner Medien empirisch bestimmen? Ziel der hier vorgestellten Studie war es, Indikatoren für die Integrationsleistungen von Medien zu entwickeln, um eine empirische Grundlage für eine gesellschaftliche Verständigung über diese Leistungen zu schaffen. Ausgangspunkt war die Überlegung, dass es für solche Leistungen spricht, wenn spezifische Muster der Mediennutzung mit integrationsbezogenen Werten und Orientierungen, mit der subjektiven Wahrnehmung der gesellschaftlichen Integration und der diesbezüglichen medienspezifischen Integrationsleistungen sowie mit der individuellen Integriertheit zusammenhängen.

Auf der Basis von Nutzungshäufigkeiten des Fernsehens, des Radios, des Internets und von Zeitungen und Zeitschriften wurden vier medienübergreifende Gattungsrepertoires gebildet. Für den Bereich des Fernsehens wurde darüber hinaus erfasst, inwieweit die Befragten Stammseher mindestens eines privaten und/oder öffentlich-rechtlichen Hauptprogramms sind; auf dieser Grundlage wurden vier Fernsehrepertoires gebildet.

Insgesamt konnte gezeigt werden, dass die häufigere Nutzung aller vier Medien mit einer stärkeren Orientierung an Toleranz sowie mit größerer Hilfsbereitschaft und einer größeren Zahl von Mitgliedschaften in Vereinen und anderen Organisationen einhergeht sowie unterschiedliche Muster der Mediennutzung mit unterschiedlichen Integrationsprofilen korrelieren. Für den Prozess der Sozialintegration spielen die verschiedenen Medien und Fernsehprogrammtypen also eine wesentliche Rolle. Diese wird vor allem aus einer repertoireorientierten Perspektive deutlich, die in den Blick nimmt, welche Medien die Nutzerinnen und Nutzer miteinander kombinieren. Im Hinblick auf den angestrebten „Indizienbeweis“ zu medialen Integrationsleistungen unterstreichen die Befunde, dass Integration kein eindimensionales Konstrukt ist, anhand dessen sich „Integrierte“ von „Nicht-Integrierten“ unterscheiden lassen. Vielmehr gibt es ganz verschiedene Wege sich sozial zu integrieren, die jeweils mit spezifischen Medienrepertoires verbunden sind.

 

MP 11/2019, S. 500-514



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