Heft 1

Uli Gleich/Hanna Puffer

Soziale und gesellschaftspolitische Funktionen regionaler Berichterstattung

Studienüberblick zum Bedürfnis nach Medieninhalten aus der eigenen Region

Sich über Geschehnisse im eigenen Umfeld zu informieren, ist für viele Menschen ein Grundbedürfnis. Regionale und lokale Medienangebote stellen eine Möglichkeit der Teilhabe und Identifikation dar und sind daher fester Bestandteil des Medienrepertoires, wie unterschiedliche in diesem Beitrag vorgestellte Studien belegen.

Der Wunsch nach Medieninhalten aus der eigenen Region gilt gleichermaßen für Bewohner auf dem Land und in der Stadt. Solche Medieninhalte erfüllen neben dem Bedürfnis nach Information und Erholung vom Alltag auch soziale und gesellschaftspolitische Funktionen: Sie haben Orientierungs- und Kontrollfunktion, indem sie Ereignisse und Zusammenhänge darstellen, Missstände aufklären, verschiedene Interessengruppen zu Wort kommen lassen und dadurch ein „Sprachrohr“ der Bevölkerung sind. Offenbar fördert besonders das „Mitreden“ zusätzliche Kontaktpotenziale und spielt damit eine bedeutende Rolle für viele Menschen.

Außerdem ist der klassische Nachrichtenfaktor Nähe für Journalisten ebenso wie für Rezipienten ein zentrales Kriterium bei der Auswahl von Medieninhalten bzw. -anbietern. Die Massenkommunikation Trends 2018 aus der Studienreihe „Medien und ihr Publikum“ belegen zum Beispiel, dass 76 Prozent der befragten Personen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender im Vorteil sehen, wenn es um die Vermittlung von regionalen Inhalten geht. Diese positiven Zustimmungswerte dürften vor allem daran liegen, dass die Dritten an ihren Standorten hohe Anteile an Regionalem bereitstellen. Auch öffentlich-rechtliche Radiosender werden für die Regionalkompetenz mehr geschätzt als private (49 % gegenüber 26 %). Regionale und lokale Presseangebote sowie Webseiten spielen ebenfalls für große Teile der Bevölkerung eine Rolle im Medienalltag.

Laut einer Befragung gaben 86 Prozent der befragten Zeitungsleser an, Lokales täglich zu lesen und auch anderen Ressorts vorzuziehen. Die Themen, die hauptsächlich im Lokalteil rezipiert werden, sind vermischte Nachrichten und Politik vor Ort, gefolgt von Service, Wirtschaft, Kultur, Bürgerinformation und Sport. Onlineportale von Lokalzeitungen sind einer Studie zufolge einfach zugänglich und bieten eine große Themenvielfalt an, schneiden jedoch bei den Kriterien Diskursivität, Hintergrund sowie Partizipation schlechter ab.

 

MP 1/2019, S. 5-10



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