Sabine Feierabend/Thomas Windgasse

Was Kinder sehen

Eine Analyse der Fernsehnutzung 1995 von 3- bis 13jährigen

Nach den Ergebnissen einer Auswertung von GfK-Daten aus dem Jahr 1995 ist die Sehdauer drei- bis 13jähriger Kinder in den letzten vier Jahren stabil geblieben, denn seit 1992 hat sich die tägliche Sehdauer der Kinder lediglich um zwei Minuten auf 95 Minuten erhöht. Damit sehen Kinder etwa halb soviel Fernsehen wie Erwachsene ab 14 Jahren (186 Minuten). Während in Ost- und Westdeutschland annähernd gleich viele Kinder täglich vom Fernsehen erreicht werden (61 bzw. 60 %), treten noch Unterschiede in der Sehdauer auf. Im Westen der Bundesrepublik sehen Kinder durchschnittlich 93 Minuten pro Tag fern, im Osten sind es 101 Minuten, gegenüber 181 Minuten bzw. 207 Minuten bei den Erwachsenen. Die Sehdauer steigt mit dem Alter der Kinder an: Während in Deutschland die Drei- bis Fünfjährigen 74 Minuten pro Tag vor dem Fernsehgerät verbringen, sind es bei den Sechs- bis Neunjährigen 92 Minuten und bei den Zehn- bis 13jährigen 114 Minuten. Kinder sehen samstags am meisten fern (118 Minuten), gefolgt vom Sonntag (111 Minuten) und Freitag (99 Minuten). Nach Tageszeiten differenziert sitzen die meisten Kinder zwischen 18.00 und 21.00 Uhr vor dem Bildschirm, selbst nach 21.00 Uhr sind es immerhin noch 550 000 Kinder im Alter von drei bis 13 Jahren. Immerhin 50 Prozent des kindlichen Fernsehkonsums entfallen auf PRO SIEBEN, RTL und RTL 2, wobei diese Sender tagsüber vor allem wegen ihres hohen Anteils an Zeichentrickfilmen genutzt werden. Abends sehen Kinder auch verstärkt Spielfilme und Serien. Während RTL bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen beliebt ist, wird PRO SIEBEN deutlich stärker von Kindern, und hier vor allem in der Altersgruppe unter zehn Jahren, bevorzugt. Insgesamt wird deutlich, daß sich Kinder im Laufe ihrer Entwicklung an die Sehgewohnheiten der Erwachsenen anpassen.

 

MP 4/1996, S. 186-194



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