Heft 10-11

Hans-Jürgen Weiß/Matthias Wagner/Torsten Maurer

Aktuelle Fernsehberichterstattung über die Corona-Krise

Daten des Nachrichtenmonitors und der ARD/ZDF-Programmanalyse

Die Analyse des Umfangs der tagesaktuellen Corona- Berichterstattung in den vier am stärksten genutzten deutschen Fernsehprogrammen von Januar bis September 2020 basiert auf den Daten aus der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung von ARD und ZDF: dem Nachrichtenmonitor und der ARD/ZDF-Programmanalyse. In den vier untersuchten Hauptnachrichtensendungen und zwei Nachrichtenmagazinen entfiel demnach in den ersten neun Monaten des Jahres durchschnittlich mehr als die Hälfte der Sendezeit auf Beiträge zum Themenbereich Corona-Krise. Es zeigte sich dabei in quantitativer Hinsicht eine hohe Übereinstimmung zwischen den sechs Nachrichtensendungen.

Neben den Nachrichten wird die Corona-Krise auch in zahlreichen aktuellen Sondersendungen thematisiert. Die Ausstrahlung dieses Sendungstyps wurde von 26 Sendestunden im Gesamtjahr 2019 auf insgesamt 69 Stunden im Jahr 2020 ausgeweitet, dabei ging es in 46 Sendestunden um die Pandemie (Stand: September 2020). Knapp 80 Prozent davon entfallen auf Sendungen, die im Ersten oder im ZDF ausgestrahlt wurden.

Parallel zur Dynamik der Pandemie selbst konnte in der ersten Hälfte des Jahres 2020 ein dramatischer Anstieg des Umfangs der Corona-Berichterstattung belegt werden: von 9 Stunden im Februar über 64 Stunden im März auf 70 Sendestunden im April. Der Anteil der Corona-Berichterstattung am Gesamtvolumen der Nachrichten wuchs innerhalb von fünf Wochen von 3 auf 95 Prozent.

Unter den Bedingungen der aktuellen Corona-Krise gibt es kaum noch einen Themenbereich, der nicht in irgendeinem Zusammenhang mit der Pandemie in Verbindung steht bzw. damit in Verbindung zu bringen ist. Dennoch hat Corona andere Themen nicht völlig aus den Nachrichten verdrängt. Bei drei von vier Themen, die 2019 in den sechs untersuchten Nachrichtensendungen Topthemen waren, war der Berichterstattungsumfang auch 2020 nicht geringer. Lediglich der Brexit fand 2020 deutlich weniger Beachtung als 2019.

 

MP 11/2020, S. 591-598



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