Heft 10-11

Christina Viehmann/Marc Ziegele/Oliver Quiring

Gut informiert durch die Pandemie? Nutzung unterschiedlicher Informationsquellen in der Corona-Krise

Ergebnisse einer dreiwelligen Panelbefragung im Jahr 2020

Anhand einer dreistufigen Panelbefragung wurde untersucht, welche Informationsquellen die Menschen in der Corona-Krise häufig genutzt haben und wie sich die Bedeutung verschiedener Informationsquellen im Krisenverlauf gewandelt hat. Je nachdem, woher die Bürgerinnen und Bürger ihre Informationen hauptsächlich bezogen, prägten die gewählten Informationsquellen das Bild von der Corona-Krise: Vor allem die Nutzung alternativer Nachrichtenangebote und einflussreicher, meist nicht-journalistischer Onlinekommunikatoren ging einher mit der Wahrnehmung einer angsterfüllten und dramatisierten öffentlichen Debatte, während journalistische Informationsquellen scheinbar eher den Eindruck eines besonnen-konstruktiven Diskurses vermittelten.

Die Corona-Pandemie erzeugte zu Beginn ein außergewöhnlich hohes Informationsbedürfnis. In dieser Phase informierten sich die meisten Menschen über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Behörden und Institutionen aber auch den Austausch über private Kontakte. Im Verlauf der Pandemie schwächte sich das Informationsbedürfnis etwas ab. Im Zeitverlauf blieb die Nutzung der etablierten Medien auf vergleichsweise hohem Niveau, während die Nutzung der weniger etablierten Informationslieferanten zurückging. Der Berichterstattung der etablierten Medien wurde dabei ein hohes Maß an Zuverlässigkeit sowie Vertrauens- und Glaubwürdigkeit zugeschrieben. Gerade die Berichterstattung des öffentlichrechtlichen Rundfunks wurde als konstruktiv und besonnen charakterisiert.

Das Gemeinschaftsgefühl der Gesellschaft wurde zu Beginn der Krise von verschiedenen Seiten als essenziell angesehen, um die Krise erfolgreich zu bewältigen. Im knapp viermonatigen Zeitfenster der Befragung wurde dennoch ein Rückgang des wahrgenommenen Gemeinschaftsgefühls konstatiert, der im Zusammenhang mit der Mediennutzung stehen könnte: Menschen, die intensiv den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die Informationen von Behörden und Forschungseinrichtungen oder die von privaten Kontakten nutzten, um sich über Corona zu informieren, hatten stärker den Eindruck einer zusammenhaltenden Gesellschaft. Gleichzeitig deuten die Ergebnisse darauf hin, dass ein „Zuviel“ an Informationen die Aussichten der Bürgerinnen und Bürger auf den weiteren Verlauf der Krise einzutrüben scheint

 

MP 11/2020, S. 556-577



Zurück zur Übersicht