Heft 5

Lars Guenther/Daniela Mahl/Fenja De Silva-Schmidt/Michael Brüggemann

Klimawandel und Klimapolitik: Vom Nischenthema auf die öffentliche Agenda

Ergebnisse von Befragungen zu den UN-Klimagipfeln 2015, 2018 und 2019

Der Klimawandel und seine Folgen gewinnen deutlich an Relevanz im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs. Das Forschungsfeld Klimakommunikation belegt eine Zunahme der medialen Berichterstattung dazu. Zudem wurde ein thematischer Wechsel von einem stark wissenschaftlichen Fokus hin zu sozialen, politischen und ökonomischen Aspekten des Klimawandels verzeichnet. Im Rahmen von drei Onlinebefragungen untersuchte die vorliegende Studie anlässlich der Klimakonferenzen 2015 in Paris, 2018 in Katowice und 2019 in Madrid, wo Informationen zum Klimawandel rezipiert werden sowie wie die entsprechende Berichterstattung bewertet wird.

Über alle Informationsquellen hinweg und auch für die interpersonale Kommunikation spielt der Klimawandel 2019 eine bedeutsamere Rolle als zuvor. Es lassen sich Indikatoren finden, dass Klimathemen stärker in der medialen Berichterstattung berücksichtigt werden. Im Verlauf der letzten Jahre kam es zudem zu einem Anstieg der interpersonalen Kommunikation zu diesen Themen.

Insgesamt sind die Menschen 2019 über verschiedene Informationsquellen häufiger mit Klimawandel und Klimapolitik in Berührung gekommen, aber die klassischen, journalistischen Medien – vorneweg der öffentlich-rechtliche Rundfunk – behaupten ihre zentrale Rolle bei der Information über komplexe politische Ereignisse, wie die UN-Klimagipfel.

Trotz der Zunahme an Informationen über Klimawandel und Klimapolitik fällt die Bewertung der Klimawandel- Berichterstattung ambivalent und kritisch aus, auch wenn sich die Werte im Zeitverlauf leicht verbessert haben. Rezipienten wünschen sich zum Beispiel umfangreichere Informationen darüber, worüber konkret auf den jeweiligen UN-Klimagipfeln verhandelt wird, eine interessantere Aufbereitung. Hier deutet sich an, dass eine gesteigerte Bedeutung des Themas im öffentlichen Diskurs auch mit einem gesteigerten Informationsbedürfnis einher geht.

Der Vergleich der Bewertungen von Intensivnutzern einzelner Angebote zeigt, dass vor allem die Nutzer von traditionellen journalistischen Qualitätsmedien – wie öffentlich-rechtlichem Fernsehen, Radio und Print-Zeitungen – die Berichterstattung häufig positiver sehen. Die Intensivnutzer von sozialen Netzwerken sind dagegen die einzige Nutzergruppe, die im Vergleich zu den sonstigen Nutzern keine Qualitätsunterschiede sieht. Der Befund unterstreicht, wie stark Bewertungen davon abhängen, welche Informationsquellen mit welcher Intensität genutzt werden.

 

MP 5/2020, S. 287-296



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