Heft 1

ARD-Forschungsdienst

Nachrichtennutzung im Internet

Mit der fortgeschrittenen Digitalisierung von Medien-angeboten verschiebt sich die Nutzung von Nach­richten zum Teil in die digitalen Medien. Insbesondere jüngere Nutzergruppen beziehen Informationen zu einem wachsenden Anteil über das Internet. Dabei kommen auch immer häufiger mobile Geräte zum Einsatz, was die Art und Weise der Nachrichtennut­zung beeinflusst.

Wenn User das Smartphone verwenden, um sich zu informieren, haben sie pro Tag häufiger und gleich­zeitig deutlich kürzer Kontakt mit Nachrichten – sie betreiben so etwas wie „News Snacking“. Zusätz­lich zur geringeren Nutzungsdauer rezipieren die Nutzer Nachrichten auf dem Smartphone oder dem Tablet weniger aufmerksam.
Auch die Art und Weise, wie Nachrichten genutzt werden, beeinflusst, wie sich Menschen in politische Prozesse einbringen. Politisches Interesse und Parti­zipation sind wahrscheinlicher, wenn aktiv nach In­formationen gesucht wird und Nachrichten über unterschiedliche Kanäle rezipiert werden. Nutzer, die sich ausschließlich auf Social Media als Nachrich­tenquelle verlassen und die Haltung vertreten, dass sie wichtige Nachrichten früher oder später sowieso automatisch erfahren („News find me“), zeigen da­gegen ein geringeres politisches Interesse sowie weniger politische Partizipation. Zudem ist, wenn Konsumenten über Suchmaschinen oder über Social­Media-Plattformen an eine Nachricht gelangen, die Quelle oft unklar, und es fällt schwer die Qualität einer Meldung zu beurteilen. Ein schwindendes Vertrauen in die Nachrichten könnte eine weitere negative Folge dieser Nachrichtenroutinen sein.

Sich am politischen Meinungsbildungsprozess zu be­teiligen bedeutet auch, Nachrichten online zu teilen und/oder zu kommentieren. Dabei zeigen bestimmte inhaltliche Rahmungen (Frames) – wie etwa die Ak­zentuierung von Konflikt oder die Hervorhebung mo­ralischer Aspekte – Einfluss auf die Wahrscheinlich­keit, dass Nachrichten mit anderen geteilt werden. Doch nicht nur Nachrichtenfaktoren, sondern auch die Aktivitäten anderer Nutzer aktivieren die Konsumen­ten auf unterschiedliche Art und Weise. So führen Aussagen zur Sache, weitere themenbezogene In­formationen, Fragen etc. zu einem kognitiven Invol­vement der Leser und in der Folge zu einer eher konstruktiven und weniger aggressiven Diskussion.

 

MP 1/2020, S. 33-39



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