Heft 6

Andreas Vogel

Publikumszeitschriften 2020: Konsolidierung und Rückgang der Titelzahl

Daten zum Markt und zur Konzentration der Publikumspresse im I. Quartal 2020

Die gedruckte Publikumspresse musste, ebenso wie die Tagespresse, in den letzten Jahren sinkende Reichweiten und Auflagen hinnehmen. Beide Pressegattungen haben den Zenit ihrer ökonomischen und publizistischen Bedeutung als Massenmedien, der in Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lag, inzwischen deutlich hinter sich. In dieser Situation erfüllt die Publikumspresse mit einem vielfältigen Angebot weiterhin ihre Funktionen für unterschiedlichste Zielgruppen.

Gattungsbereinigt und kumuliert wurden im ersten Quartal 2020 45,72 Millionen Zeitschriftenexemplare verkauft. Binnen zwei Jahren wurden damit 7,5 Millionen Hefte weniger abgesetzt, ein Minus von 14 Prozent. Zudem sank die Zahl der tätigen Verlage binnen zwei Jahren von 802 auf 731 im März 2020. Davon sind 81 Unternehmen im Mehrheitseigentum von zehn Verlagsgruppen. Die beiden letzten Jahre haben die Verlage und der Pressehandel hauptsächlich für Konsolidierungen genutzt.

Der Anteil der fünf größten Verlagsgruppen am Gesamtmarkt der Publikumspresse ist auch im Jahr 2020 weiterhin hoch, er sank in den letzten zwei Jahren um 0,6 Prozentpunkte auf knapp 65 Prozent. Im ersten Quartal 2020 zeigt sich der vormals jahrzehntelang stabile Block von vier führenden Großverlagen als endgültig aufgebrochen. Während die Bauer Media Group und die Hubert Burda Holding weiterhin in allen drei Rankings vertreten sind, ist Axel Springer nicht mehr dabei. Bei den mindestens 14-täglichen Periodika gehört Gruner + Jahr nicht mehr zur Spitzengruppe.

Problematisch bleibt weiterhin die geringe Transparenz bei den wirtschaftlichen Daten der Unternehmen. Fast alle Konzerne beschränken sich auf die Angaben, die der Gesetzgeber ihnen als Publizitätspflicht abnötigt. Der Rückgang der Werbeeinahmen konnte 2019 etwas verlangsamt werden: Nielsen meldete für 2019 Bruttoumsätze von 3,22 Mrd Euro (–2,2 %). Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger gibt als Nettowerbeeinahmen der Publikumspresse 840 Mio Euro an (–8,2 %). Die Folgen der Corona-Pandemie werden erst in der zweiten Jahreshälfte 2020 wirklich sichtbar werden und für die Branche voraussichtlich sehr differenziert ausfallen.

 

MP 6/2020, S. 353-378



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