MP 11/2024: Tendenzen im Zuschauerverhalten

Camille Zubayr/Denise Haddad/Thomas Kupferschmitt

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Nutzungsgewohnheiten und Reichweiten im Jahr 2023

Kurz und Knapp

  • 2023 wurde das lineare Fernsehen 182 Minuten pro Person und Tag in Deutschland genutzt. Die tägliche Sehdauer nimmt damit erneut ab.
  • Im Zeitverlauf erweist sich der Marktanteil des Ersten und des ZDF als relativ stabil.
  • Die Mediathekennutzung steigt 2023 erneut an. Besonders beliebt sind horizontal erzählte Mehrteiler.
  • Durch die rückläufige Fernsehnutzung der Jüngeren wird das lineare Fernsehpublikum insgesamt etwas älter.

 

Veränderte Zusammensetzung des Publikums durch rückläufigen Fernsehkonsum

Im Jahr 2023 wurde bei Personen ab drei Jahren eine tägliche lineare TV-Sehdauer von 182 Minuten gemessen. Dieses im langfristigen Vergleich immer noch recht hohe Nutzungsniveau sank im Vergleich zum Vorjahr um 13 Minuten. Vor allem die Jüngeren reduzierten ihren TV-Konsum stärker als die älteren Generationen, wodurch das Fernsehpublikum insgesamt älter wurde. So stammten mittlerweile 78 Prozent aller gesehenen Fernsehminuten von Menschen, die 50 Jahre und älter sind (2018: 66 %). Eine Entwicklung von großer Relevanz für Programmverantwortliche, da sich dadurch möglicherweise die Erwartungshaltungen an das Programm ändern.

„Tatort“-Folge war meistgesehene Sendung 2023

Auch 2023 blieben Informations- und Nachrichtensendungen trotz rückläufiger Nachrichtennutzung reichweitenstark, wobei die „Tagesschau“ erneut die mit Abstand meistgesehene Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen war. Mit fast 14 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern war erneut ein Film aus der „Tatort“-Reihe die meistgesehene Sendung 2023. Der Anteil der konsumierten Kriminal- oder Thrillersendungen stieg erneut an und liegt bei mittlerweile 51 Prozent des gesamten Fiction-Konsums. Die beliebteste Sportart im Fernsehen war nach wie vor Fußball, auf den 37 Prozent des TV-Sportkonsums entfielen.

Nutzungsvorsprung der ö.-r. Vollprogramme gegenüber Privaten nahm zu

Das ZDF war mit einem Marktanteil von 14,6 Prozent erneut der meistgesehene Sender, es folgten die Dritten Programme der ARD (13,8 %) und Das Erste (11,9 %). Wiesen die beiden privaten Hauptprogramm RTL und Sat.1 zu Beginn des letzten Jahrzehnts noch einen zweistelligen Marktanteil aus, so lag er 2023 nur noch im einstelligen Bereich.

Sendermediatheken gewinnen auch 2023 an Zuschauerinnen und Zuschauern sowie Nutzungsdauer hinzu

2023 nahm die non-lineare Nutzung in den Mediatheken noch einmal deutlich zu. Die ARD Mediathek war mit täglich rund 2,3 Millionen Nutzerinnen und Nutzern die erfolgreichste Plattform der vier großen Sendergruppen. Gegenüber dem linearen Fernsehkonsum wurden in den Mediatheken Serien und Filme mehr und Informationssendungen seltener abgerufen. Im Genre Fiction erzielten horizontal erzählte Mehrteiler die größte Aufmerksamkeit. Auch zukünftig stehen die TV-Anbieter vor der Herausforderung den Mediathekenkonsum zu steigern, da er bisher nur zwischen 1 und 5 Prozent des gesamten Nutzungsvolumens der einzelnen Sendergruppen ausmacht und momentan noch nicht den linearen Minderkonsum ausgleicht.

 



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