MP 3/2025: Der Online-Nachrichtenmarkt in Deutschland

Klaus Goldhammer/Eduard Scholl

Der Online-Nachrichtenmarkt in Deutschland

Marktanalyse privater und öffentlich-rechtlicher Informationsangebote im Internet

Kurz und knapp

  • In einer repräsentativen Onlinebefragung wurde untersucht, wie sich die Marktsituation im Bereich Onlinenachrichten und -informationen gestaltet und welche Auswirkungen bei einer Reduktion öffentlich-rechtlicher Angebote zu erwarten wären.
  • Deutliche Marktverschiebungen zugunsten kostenpflichtiger Online-Presseangebote wären demnach unwahrscheinlich.
  • Gegenüber den kommerziellen Pressemedien und Anbietern ohne Pressebezug (z.B. News-Aggregatoren, Social Media, E-Mail-Providern) ist der Nutzungsanteil ö.-r. Rundfunkangebote mit 17 % moderat.
  • Im Zeitverlauf haben die Anbieter ohne Pressebezug deutlich an Bedeutung gewonnen.
  • Würde das ö.-r. Angebot reduziert, profitierten davon vor allem kostenlose Nachrichtenangebote im Internet, nur wenige Nutzende würde ein neues kostenpflichtiges Print- oder Onlineabonnement abschließen.

 

Gutachten zum Online-Nachrichtenmarkt in Deutschland

Ein aktuelles Gutachten von Goldmedia untersuchte basierend auf einer Marktanalyse sowie einer repräsentativen Onlinebefragung die Marktsituation im Bereich Onlinenachrichten und -informationen in Deutschland. Es schließt methodisch an eine Vorgängerstudie aus dem Jahr 2017 an. Wie ist der Markt ausgestaltet, welche Anbieter gibt es im Bereich Onlineinformation in Deutschland? Wie fällt die Nutzung aus? Welche Konsequenzen hätte eine potenzielle Reduzierung öffentlicher-rechtlicher Angebote? Diese Fragen stehen im Zentrum der Untersuchung.

Anteil von Angeboten ohne Rundfunk- oder Pressebezug wächst

Die Befragten nannten fast 200 verschiedene Angebote, die sie nutzen (Nutzung gestern). Die Top 10 machen einen Großteil der Nennungen (55 %) aus, den Rest teilen sich in einem fragmentierten Markt die übrigen weit über 100 Angebote. Der Anteil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks am deutschen Online-Informationsmarkt fällt mit 17 Prozent moderat aus. Die Presseanbieter (Verlage, Zeitungen) kommen auf 36 Prozent. Insbesondere die privaten Anbieter ohne Rundfunk -und Pressebezug (zum Beispiel News-Aggregatoren, Social-Media, Angebote von E-Mail-Providern) konnten gegenüber 2017 zulegen. Die genannten Angebote nehmen zusammengenommen nun ebenfalls einen Anteil von 36 Prozent am Online-Informationsmarkt in Deutschland ein, ein Zuwachs um 8 Prozentpunkten gegenüber 2017. Sie entwickeln sich zu einem immer wichtig werdenden Faktor.

Nutzerschaft wünscht sich Text in öffentlich-rechtlichen Onlinenachrichten

Mehr als die Hälfte der Befragten nutzt mehrmals täglich Online-Nachrichten- und -Informationsangebote – jede und jeder Fünfte sogar mindestens einmal am Tag. Inhalte in Textform sind dabei weiterhin die häufigste Form, in der Nachrichten konsumiert werden – rund 90 Prozent der Befragten gaben an, solche Nachrichten häufig oder sehr häufig zu nutzen. Dies schlägt sich auch nieder, wenn danach gefragt wird, wie ein öffentlich-rechtliches Online-Nachrichtenangebot aussehen soll: Unverändert finden 38 Prozent der Befragten, dass die öffentlich-rechtlichen Angebote möglichst viel Texte enthalten sollten. Die Anzahl derjenigen Befragten, die von öffentlich-rechtlichen Nachrichtenangeboten die Verwendung von möglichst vielen Bildern (21 %), Videos (16 %) bzw. Audioinhalten (10 %) erwarten, hat gegenüber 2017 zugenommen.

Kostenpflichtige Digitalangebote würden nur in geringem Umfang profitieren

Sollte das öffentlich-rechtliche Textangebot im Netz reduziert oder eingestellt werden, so würden davon insbesondere kostenlose Online-Nachrichtenangebote oder News-Aggregatoren wie Google News profitieren, zu diesem Ergebnis kommt die vorliegende Studie.

13 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von öffentlich-rechtlichen Angeboten würden demnach, wenn es in den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenangeboten weniger oder keinen Text mehr geben würde, vermehrt zu kostenlosen Onlineinhalten von Zeitungen oder Nachrichtenmagazin greifen. Lediglich 4 Prozent gaben an, sie würden bei einer Reduzierung oder Streichung von öffentlich-rechtlichen Textangeboten ein Print-Abo abschließen, 3 Prozent ein Online-Abo. Deutliche Marktverschiebungen zugunsten kostenpflichtiger Online-Presseangebote wären also bei einem solchen Szenario unwahrscheinlich.

Zahlungsbereitschaft gering

Die Studie ergab zudem, dass rund ein Drittel (35 %) derjenigen, die angaben, keine kostenpflichtigen Online-Nachrichtenangebote zu nutzen, generell aus Prinzip nicht bereit ist, für Online-Nachrichtenangebote Geld auszugeben. Fast ein Fünftel der Nutzerinnen und Nutzer, die aktuell nicht kontinuierlich kostenpflichtige Nachrichtenangebote im Internet in Anspruch nehmen, nannte finanzielle Aspekte als Beweggrund für die Nicht-Nutzung.

MP-Spotlights

Online-Nachrichtenmarkt in Deutschland 2024: Anbieter ohne Pressebezug legen zu

Auswirkungen einer potenziellen Reduzierung des öffentlich-rechtlichen Online-Nachrichtenangebots

Volltext MP 3/2025



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