Was macht öffentlich-rechtlichen Journalismus wertvoll?
Der Public Value öffentlich-rechtlicher Medien aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer
Kurz und knapp
• Die vorliegende explorative Studie untersucht die wahrgenommene Performanz öffentlich-rechtlicher Medien anhand von fünf Qualitätsdimensionen.
• Die Qualitätsdimensionen „Information, Repräsentation & Kontrolle“ und „Dialog & Nähe“ sind hierbei für den attestierten Public Value öffentlich-rechtlicher Medien besonders relevant – sowohl mit Blick auf den Citizen Value als auch den Individual Value.
• Moderate Zusammenhänge zum Public Value zeigten sich darüber hinaus auch bei den Qualitätsdimensionen „Konstruktive Analysen“ und „Meinungseinordnung“.
• Je höher der eingeschätzte Gemeinwohlbeitrag öffentlich-rechtlicher Medien ist, umso höher fällt ihr wahrgenommener persönlicher Wert für Mediennutzerinnen und -nutzer aus.
Qualitätswahrnehmungen der Nutzerinnen und Nutzer
In Debatten um den Wert öffentlich-rechtlicher Medienangebote werden vor allem ihre besondere Schutzwürdigkeit und ihr Beitrag für eine stabile Demokratie betont, aber auch die Notwendigkeit von Reformen. Organisationsstruktur, Finanzierung und Qualität werden zum Beispiel im Rahmen von Empfehlungen des Zukunftsrats evaluiert. Die Qualitätswahrnehmungen der Medienutzerinnen und -nutzer sind aber bislang selten Gegenstand der Betrachtungen.
Qualitätsdimensionen evaluieren den Public Value öffentlich-rechtlicher Medien
Anhand von fünf Qualitätsdimensionen untersuchte eine Studie der Hochschule Macromedia mittels einer Befragung in zwei regionalen Sendegebieten der ARD (WDR und MDR) die wahrgenommene Performanz öffentlich-rechtlicher Medien. Vor allem die Dimensionen „Information, Repräsentation und Kontrolle“ sowie „Dialog & Nähe“ haben sich dabei als besonders relevant für den Citizen und den Individual Value öffentlich-rechtlicher Medien herausgestellt. Erstere Ebene bezieht sich – gerade in Zeiten erhöhter Gefahren durch Desinformation – wesentlich auf die prüfende Funktion eines „Gatewatchers“, letztere auf die Funktion journalistischer Medien, einen gesellschaftlichen Dialog zu erleichtern und als Profession für Nutzerinnen und Nutzer nahbar und ihren Perspektiven gegenüber responsiv zu sein.
Soziodemografie beeinflusst Qualitätswahrnehmung
Bei diesen beiden Dimensionen zeigten sich zudem die größten Unterschiede zwischen den Befragtengruppen. Besonders relevant war hier die politische Orientierung der Befragten – es zeigten sich signifikante Zusammenhänge zur Bewertung öffentlich-rechtlicher Medien. In beiden Fällen sank die Wahrscheinlichkeit, den öffentlich-rechtlichen Medien eine zufriedenstellende Performanz zuzuschreiben, je weiter rechts sich Befragte im politischen Spektrum einordneten. Mit Blick auf die Dimension „Dialog & Nähe“ spielte zum Beispiel auch die formale Bildung der Befragten eine signifikante Rolle bei der Bewertung.
Die übrigen Dimensionen – insbesondere „Konstruktive Analysen“ und „Meinungseinordnung“ – trugen ebenfalls substanziell zur Varianzaufklärung in Bezug auf den Public Value öffentlich-rechtlicher Medien bei, wurden aber von den Rezipientinnen und Rezipienten (noch) etwas weniger als gesellschaftlich und persönlich relevant eingeschätzt, als dies die Fachdebatten der vergangenen Jahre vermuten ließen.
Positive Zusammenhänge zwischen Citizen und Individual Value
Zusätzlich wurde in der Studie für die fünf Qualitätsdimensionen je eine Mediationsanalyse durchgeführt. Hierbei zeigte sich: Über alle Modelle hinweg wurde ein starker positiver Zusammenhang zwischen Citizen Value und Individual Value nachgewiesen. Schätzten Nutzerinnen und Nutzer den Public Value öffentlich-rechtlicher Medien also als hoch ein, bewerteten sie auch ihren persönlichen Mehrwert als höher.
MP-Spotlight
Zwei Qualitätsdimensionen für Wahrnehmung öffentlich-rechtlicher Medien besonders relevant
Volltext MP 8/2025
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