Medienvertrauen lässt leicht nach, bleibt aber auf hohem Niveau

Ergebnisse der Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen 2022

Vertrauen in deutsche Medien im internationalen Vergleich auf hohem Niveau

Mit dem Abklingen der Corona-Pandemie ist das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die Medien insgesamt leicht gesunken, liegt aber immer noch etwas höher als vor Beginn der weltweiten Gesundheitskrise. Das Gesamtvertrauen in die Medien bewegt sich, auch im internationalen Vergleich, auf einem hohen Niveau. Traditionell ist das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk besonders groß. Im Rahmen der Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen erreichte das öffentlich-rechtliche Fernsehen 2022 erneut den höchsten Wert bei der Vertrauenswürdigkeit der Mediengattungen: 62 Prozent halten das öffentlich-rechtliche Fernsehen für vertrauenswürdig. An zweiter und dritter Stelle folgen lokale/regionale und überregionale Zeitungsangebote.

 

Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk bei grundsätzlich hoher Akzeptanz

Auch das traditionell hohe Vertrauen, das dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen nach wie vor entgegengebracht wird, ist gesunken. Obwohl eine deutliche Mehrheit die Informationsangebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für wichtig hält, sehen rund zwei Fünftel auch Defizite in seinen Strukturen und demnach einen entsprechenden Reformbedarf.

Private Fernsehangebote und Onlinemedien gelten als weniger vertrauenswürdig

Deutlich kritischer wird die Vertrauenswürdigkeit privater Fernsehangebote sowie von Onlinenachrichten und Boulevardmedien beurteilt. Private Fernsehsender halten nur 21 Prozent für vertrauenswürdig, Boulevardzeitungen schenken nur 4 Prozent ihr Vertrauen. Informationsangebote im Internet finden nach wie vor nur wenige Menschen vertrauenswürdig. Nur zwischen 7 und 5 Prozent vertrauen den Nachrichten auf Videoplattformen, in Sozialen Netzwerken oder Messenger-Diensten.

Vertrauenswürdigkeit als Chance für journalistische Medienangebote

Die Autorinnen und Autoren der Studie interpretieren diese Ergebnisse „als Chance für etablierte journalistische Medien …, mit den eigenen professionellen Angeboten sowohl über traditionelle Verbreitungswege als auch über starke eigene Auftritte im Internet beim Publikum zu punkten und sich das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger durch ein ebenso breites wie informatives und substanzielles Angebot langfristig zu sichern“.

Alle Erkenntnisse aus der Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen finden Sie in Medienvertrauen nach Pandemie und "Zeitenwende"

von Tanjev Schultz, Marc Ziegele, Nikolaus Jackob, Christina Viehmann, Ilka Jakobs, Nayla Fawzi, Oliver Quiering, Christian Schemer und Daniel Stegmann

Johannes Gutenberg-Universität Mainz/ Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf