Online-Nachrichtenmarkt in Deutschland 2024: Anbieter ohne Pressebezug legen zu

Auswirkungen einer potenziellen Einschränkung des Online-Textangebots beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Welche Akteure prägen den deutschen Markt für Onlinenachrichten und -informationen? Dieser Frage ist Goldmedia im Rahmen einer Marktanalyse unter anderem auf Basis einer repräsentativen Onlinebefragung nachgegangen. Methodisch schließt das Gutachten an eine Vorgängerstudie aus dem Jahr 2017 an. Zudem ergründet es die Frage, welche Auswirkungen eine potenzielle Reduzierung öffentlich-rechtlicher Online-Nachrichtenangebote auf Video- und Audioinhalte nach sich ziehen könnte.

Fragmentierter Markt

In der Kategorie „Nutzung gestern“ nannten die Befragten fast 200 verschiedene Angebote. Auf die Top 10 im Markt entfällt die Mehrheit der Nennungen (55 %), die restlichen 45 Prozent verteilen sich auf weit über 100 Angebote.
Private Anbieter ohne Rundfunk- und Pressebezug (Social-Media-Plattformen, News-Aggregatoren wie Google News oder Anbieter wie T-Online, GMX und Web.de) sowie „klassische“ Pressemedien stellen das Gros der Top 25 Online-Nachrichten- und Infoangebote. Die höchste Nutzungsreichweite (Nutzung gestern) erreicht das Onlineangebot von ARD und Das Erste samt Tagesschau, es folgen Bild, n-tv, Google News, Der Spiegel und T-Online.

Anteil der Anbieter ohne Pressebezug hat zugenommen

Bildet  man aus den Einzelnennungen eine Gesamtzahl und berechnet daraus die Anteile der verschiedenen Akteure im Online-Informationsmarkt in Deutschland, so zeigt sich, dass der Anteil der kommerziellen Pressemedien 2024 bei 36 Prozent lag. Gleichauf rangieren mittlerweile die erwähnten privaten Anbieter ohne Rundfunk- und Pressebezug. Diese gewinnen immer mehr an Bedeutung und konnten im Vergleich zum Jahr 2017 um 8 Prozentpunkte zulegen. Die öffentlich-rechtlichen Onlineangebote (TV und Radio, einschließlich der Angebote der Landesrundfunkanstalten) kommen zusammengenommen auf 17 Prozent der Nennungen.

 

Textform bleibt am häufigsten genutzte Art des Nachrichtenkonsums

Mehr als die Hälfte der Befragten besucht mehrmals täglich Nachrichten- und Informationsangebote im Internet – jeder Fünfte mindestens einmal am Tag. Die Darstellung von Nachrichten und Informationen in Textform bleibt weiterhin die am häufigsten genutzte Art des Nachrichtenkonsums: Rund 90 Prozent der Befragten geben an, bei der Nachrichtenrezeption Texte häufig oder sehr häufig zu nutzen. Im Rahmen der Studie äußerten – wie schon 2017 – 38 Prozent der Befragten die Erwartung, dass  öffentlich-rechtliche Online-Angebote möglichst viel Texte beinhalten sollten.

Rund ein Drittel will prinzipiell nicht für Online-Nachrichten zahlen – fast ein Fünftel kann sich kein Abo leisten

Für Onlinenachrichten Geld auszugeben, kommt für 35 Prozent derjenigen, die aktuell keine kostenpflichtigen Online-Infoangebote nutzen, aus Prinzip nicht in Frage. 18 Prozent aus dieser Gruppe der Nicht-Nutzerinnen und -Nutzer von Paid-Nachrichten-Content gaben zudem an, sich kein kostenpflichtiges Abo leisten zu können.

Reduzierung von Textinhalten im öffentlich-rechtlichen Online-Informationsangebot: Kostenpflichtige Digitalangebote würden nur in geringem Umfang profitieren

Was wären die Auswirkungen, wenn öffentlich-rechtliche Onlineangebote nur noch Audio- und Videobeiträge anbieten dürften? 13 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von öffentlich-rechtlichen Angeboten würden bei einem Angebot mit wenig oder keinem Text vermehrt kostenlose Presse-Onlineinhalte nutzen, 4 Prozent aus dieser Subgruppe würden ein Print-Abo abschließen und 3 Prozent ein kostenpflichtiges Onlineangebot einer Zeitung oder eines Nachrichtenmagazins nutzen. Bei einem solchen Szenario wäre demnach keine deutliche Marktverschiebung zugunsten kostenpflichtiger Online-Presseangebote zu erwarten.

Mehr erfahren Sie im Beitrag von Klaus Goldhammer und Eduard Scholl: Zusammenfassung

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