Twitch hat sich in den vergangenen Jahren vor allem als Plattform für Streaminginhalte rund um das Thema Gaming etablieren können. Besonders in jüngeren Zielgruppen ist die zu Amazon gehörende Streamingplattform populär: Über 40 Prozent der 14- bis 40-Jährigen hierzulande nutzten 2024 Twitch mindestens selten, dies entspricht einem Zuwachs um 7 Prozentpunkte gegenüber 2022. Die Nutzerschaft von Twitch ist zu fast zwei Dritteln männlich und zum größten Teil in der Altersspanne zwischen 21 und 30 Jahren zu verorten. 
Für eine Studie wurden 14- bis 40-jährige Twitch-Nutzerinnen und -Nutzer, die an gesellschaftlichen und politischen Themen interessiert sind und mindestens wöchentlich Kanäle (Channels) der Twitch-Rubrik „Just Chatting“ nutzen, befragt, wie hoch sie den Anteil gesellschaftspolitischer Inhalte und Äußerungen auf Twitch, TikTok, Instagram und YouTube einschätzen. 

Twitch als Ort für Meinungsbildung

30 Prozent von ihnen nehmen den Anteil, den politische Inhalte auf Twitch ausmachen, als sehr groß wahr, 41 Prozent als eher groß. Im Vergleich mit den anderen populären Plattformen scheint Twitch allerdings noch am wenigsten politische Inhalte zu umfassen. 43 Prozent der Befragten finden, dass die politischen Inhalte auf Twitch eher offen ersichtlich sind, 40 Prozent nehmen sie als „eher versteckt“ wahr. Hier fällt vor allem der Unterschied zu YouTube auf. Auf der Google-Videoplattform sind laut den Befragten politische Inhalte eher offen ersichtlich, nur 27 Prozent nehmen sie als „eher versteckt“ wahr.
Fast jede und jeder Zweite hat sich schon einmal an einer Diskussion über Politik und Gesellschaft auf Twitch beteiligt (43 %). Dies erfolgte vorrangig durch die Verwendung des Chats im Stream oder durch das Chatten mit anderen Zuschauerinnen und Zuschauern sowie über Umfragen. 

Live-Situation als Kernelement der Plattform

Auf der Plattform Twitch stehen die Content-Creator mit ihren Livestreams im Mittelpunkt. Die Live-Situation trägt dazu bei, dass eine enge Bindung zwischen Usern und Creatorn und ein Community-Gefühl entsteht. Politische und gesellschaftliche Diskussionen finden auf Twitch folgerichtig primär im öffentlichen Chat in den Streams, über direkte Chats mit anderen Zuschauerinnen und Zuschauern oder über Umfragen statt. 

Fake News, Mobbing, Hassrede und Instrumentalisierung als potenzielle Problemfelder

Als potenzielle Gefahren sehen die Befragten auf Twitch, aber auch auf anderen Plattformen, insbesondere die Themenfelder Fake News (Falschinformation), Mobbing und Hatespeech. (Hassrede) Außerdem hat die Mehrheit der Twitch-Nutzerinnen und -Nutzer wahrgenommen, dass es auf der Plattform Versuche gibt, andere gezielt zu beeinflussen. Jede bzw. jeder Vierte hält sich selbst für sehr beeinflussbar durch die Meinungen und Ansichten seiner Lieblings-Creator, weitere 39 Prozent halten sich für „etwas beeinflussbar“. 
Der hohe Stellenwert, den die Content-Creator auf Twitch einnehmen, zeigt sich auch bei der Frage danach, wie mit den skizzierten Risiken und Problemen umgegangen werden sollte. Die Verantwortung gegen Fake News und Hatespeech vorzugehen sehen die Befragten zuvorderst bei den Content Creatorn, Plattformbetreibern und Moderatorinnen und Moderatoren der Channels.

Mehr erfahren Sie im Beitrag "Gesellschaftliche Teilhabe und Meinungsbildung auf Twitch. Von einer reinen Gaming-Plattform zum Ort für politischen Austausch?" von Viola Carolina Granow:

Zusammenfassung
Volltext (PDF)