Heft 10

Tibor Kliment

Akzeptanz und Marktpotentiale von Digital Radio

Ergebnisse der DAB-Begleitforschung in Nordrhein-Westfalen

Aus ersten Ergebnissen der Begleitforschung zum DAB-Pilotprojekt Nordrhein-Westfalen geht hervor, daß die Existenz von Digital Radio (DAB) und die Möglichkeiten seiner Nutzung noch weitgehend unbekannt sind: 76 Prozent der nordrhein-westfälischen Bevölkerung haben noch nie von DAB gehört, weitere 15 Prozent kennen zwar den Begriff, haben aber keine genaue Vorstellung davon. Wer sich für DAB interessiert, ist gegenüber Nicht-Interessierten etwas jünger, überwiegend männlich, überdurchschnittlich gebildet und außerdem innovationsorientiert. Im Hinblick auf die Marktpotentiale von DAB zeigen sich Unterschiede zwischen den Nutzergruppen verschiedener Gerätetypen. Dabei ist die größte Interessentengruppe im Segment Autoradio zu finden (0,5 Mio Personen in NRW). Deutlich niedriger liegen die Zahlen bei den Heimempfängern, noch geringer sind sie bei PC-Einsteckkarten. Von den Radiohörerschaften in NRW ist DAB für das junge Publikum von Eins Live am attraktivsten, ausgerechnet bei dieser Zielgruppe besteht jedoch nur eine geringe Zahlungsbereitschaft. Umgekehrt zeigt das ältere, zahlungskräftigere Publikum von WDR 4 ein nur unterdurchschnittliches Interesse am Digital Radio. Datendienste, die eine Besonderheit von DAB darstellen, stehen in der Prioritätenliste des Radiopublikums nicht auf den vorderen Plätzen. Digital Radio erweist sich als ein zielgruppenspezifisches Medium, wobei dessen Gebrauch nicht zu einer einseitigen, unterhaltungsorientierten Hörfunknutzung führt, sondern Informations- und Unterhaltungsinteressen auf verschiedene Kanäle verteilt werden. Denn offensichtlich werden die Programm- und Diensteangebote unabhängig voneinander genutzt, so daß sich in Zukunft die Bindung der Hörer an ein sie rundum versorgendes Programm auflösen könnte.

MP 10/1997, S. 574-584



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