Heft 5

Horst Röper

Formationen deutscher Medienmultis 1996

Unternehmensentwicklung und Strategien der größten deutschen Medienkonzerne

In seiner regelmäßigen Analyse der wirtschaftlichen Verflechtungen im deutschen Medienmarkt beschreibt der Autor die aktuellen Entwicklungen bis zum Frühjahr 1996 bei den Konzernen Kirch, Bertelsmann, Gruner + Jahr, Springer, Holtzbrinck, WAZ, Bauer und Burda. Allein die sechs dieser acht Konzerne, über die Unternehmensdaten vorliegen (also ohne Kirch und WAZ), erzielten 1995 einen Umsatz von 32 Mrd DM. Dies entspricht 34 Prozent mehr als noch 1991, und der Zuwachs liegt damit deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum.

Allerdings bestehen deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen: Der Bauer-Konzern hat im betrachteten Zeitraum 1991 bis 1995 bzw. 1996 als einziger praktisch stagniert, während Holtzbrinck mit fast einer Verdoppelung seines Umsatzes den größten Zuwachs erzielte. Der Burda-Konzern erreichte, ausgehend vom geringsten Umsatzniveau, ein Plus von 35 Prozent, ähnlich wie Gruner + Jahr. Die Zuwächse der Springer AG lagen bei 20 Prozent. Bertelsmann, mit 21,5 Mrd DM Umsatz (1995) der größte deutsche Medienkonzern, steigerte seine Umsätze um knapp die Hälfte und hat durch die Fusion seiner Tochter Ufa mit der luxemburgischen CLT nicht nur eine starke Position im Free TV, sondern konnte auch den Einstieg ins internationale Rundfunkgeschäft realisieren.Der zweite große Akteur im deutschen Medienmarkt, der Kirch-Konzern, der auch mit 35 Prozent bei Springer beteiligt ist, gibt keine Unternehmens- daten preis. Jedoch konnte Kirch bereits im ersten Quartal nach Inkrafttreten des neuen Rundfunkstaatsvertrages bei einigen Sendern seine tatsächliche Stärke klarstellen: Bei DSF und tv münchen traten andere Anteilseigner Anteile an Kirch- Unternehmen bzw. Thomas Kirch ab; letzterer wird bei der PRO SIEBEN AG nach der Übernahme der Anteile des Mitgründers Gerhard Ackermans die Mehrheit der Stammaktien halten.Die Konzerne, die auch strategische Allianzen miteinander eingehen oder an den gleichen Objekten beteiligt sind, stehen untereinander teilweise in heftigen Konflikten, wie zum Beispiel Kirch mit Bertelsmann beim Pay-TV-Sender Premiere oder Kirch mit Springer bei SAT.1. Insgesamt, so der Autor, stimulieren die starken Umsatzsteigerungen und das Erschließen immer neuer Märkte den Prozeß der Formationenbildung wesentlich.

MP 5/1997, S. 226-255



Zurück zur Übersicht