Heft 5

Jochen Zimmer

Mit Wirtschaftsinformationen zum Erfolg?

Nachrichtenkanäle für Fernsehen und World Wide Web

Obwohl sich Fernsehnachrichtenkanäle im europäischen Markt noch nicht als wirtschaftlich tragfähig etablieren konnten, haben seit 1995 drei weitere Anbieter den Konkurrenzkampf um einen Platz in der Nische aufgenommen. In Deutschland befinden sich mit n-tv, CNNI, BBC World, Euronews, EBN, CNBC und demnächst Bloomberg TV sieben (Wirtschafts-)Nachrichtenkanäle im Wettbewerb. Es ist allerdings fraglich, ob alle Anbieter dauerhaft überleben. Die Angebotsoffensive ist im Zusammenhang mit der Umbruchphase der Medienlandschaft im Zuge der digitalen Technik zu sehen, zukünftige Marktchancen sollen durch eine rechtzeitige Terrainbesetzung gewahrt bleiben. Zu den Entwicklungsmöglichkeiten zählt auch eine Annäherung von Fernseh- und Onlinekanälen, wobei eine Ergänzung des traditionellen Fernsehens um multimediale Begleitinformationen bzw. eine technisch akzeptable Darstellung von Fernsehsequenzen in Web-Angeboten denkbar sind. Gerade für den Bereich der Wirtschaftsinformationen, die einerseits datenträchtig und andererseits "cineastisch" wenig anspruchsvoll sind, scheinen derartige Perspektiven reizvoll. Die Präsenz von Unternehmen aus beiden Sektoren (CNN, NBC, BBC versus Microsoft, Dow Jones, Bloomberg) im jeweils anderen Sektor kann demnach als Versuch gesehen werden, rechtzeitig Erfahrungen zu gewinnen. Die Strategie ist dabei langfristig ausgerichtet, kurzfristige Gewinne sind kaum zu erwarten. Wesentliche Voraussetzung für die Tragfähigkeit der hochspezialisierten Angebote ist auch der Rückgriff auf das Synergiepotential und die Ressourcen eines bereits in diesem Sektor präsenten Konzerns. Ohne derartige Rückendeckung, dies hat sich mit dem Scheitern des European Business Channel 1989 bereits gezeigt, ist ein Erfolg kaum denkbar.
 

MP 5/1997, S. 286-294



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