Heft 2

Daniel O. Salamanca

Sport als Erfolgsgarant im digitalen Fernsehen?

Der Kampf um die Fußballübertragungsrechte in Spanien

Seit 1996 findet in Spanien ein Wettbieten um die künftigen Fernsehübertragungsrechte von Fußballspielen statt. Die bisherige Ordnung befindet sich in Auflösung, vor allem die großen Vereine gehen immer stärker zu lukrativen direkten Verhandlungen mit den Fernsehanstalten über. Teilweise wurden die Rechte offenbar mehrfach vergeben, so daß die Lage insgesamt sehr unübersichtlich ist. Die für Fußballrechte gebotenen Summen übersteigen bei weitem die beispielsweise in Deutschland, Frankreich oder Italien gezahlten Beträge, und es stellt sich die Frage, ob sich derartige Summen im Fernsehen jemals refinanzieren lassen. Hintergrund dieses Rechtepokers ist die auch in Spanien bevorstehende Ära digitalen Fernsehens und Pay TVs, wobei Fußballrechte offenbar als das attraktivste Faustpfand für den Erfolg der Projekte angesehen werden. Hauptgegenspieler waren lange Zeit Canal Plus España und Antena 3 TV, die sich jedoch Ende 1996 überraschend zusammengeschlossen und Anfang Februar 1997 ein digitales Pay-TV-Paket gestartet haben. Die konservative Regierung Aznar favorisiert hingegen das Konkurrenzprojekt der Telefongesellschaft Telefónica, der öffentlich-rechtlichen RTVE und der mexikanischen Televisa-Gruppe, das noch in der Vorbereitungsphase steckt. Mit einer Reihe gesetzlicher Vorgaben versucht die Regierung, das Projekt von Canal Plus/Antena 3 TV zu behindern. Derzeit läßt sich demnach nicht absehen, welche Entwicklung digitales Fernsehen und Pay TV in Spanien nehmen werden und ob Fußballrechte tatsächlich ein Erfolgsgarant im Bezahlfernsehen sein werden.

MP 2/1997, S. 73-79



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