Heft 1

Karol Jakubowicz

Entwicklungen im polnischen Fernsehmarkt

Vom Staatsmonopol zum Wettbewerb

Durch das allgemeine Wirtschaftswachstum, eine relativ weite Verbreitung von Kabel- und Satellitenfernsehen und boomende Werbeausgaben hat sich in Polen ein umkämpfter Medienmarkt entwickelt, in dem auch ausländische Investoren eine Chance sehen. Inzwischen gibt es in diesem Markt ein Nebeneinander von öffentlich-rechtlichem Rundfunk, der in Form staatseigener Aktiengesellschaften organisiert ist, sowie privaten Hörfunk- und Fernsehprogrammen. Das öffentlich-rechtliche polnische Fernsehen sendet neben zwei nationalen Programmen einen Satellitenkanal für Auslandspolen, einen Musikspartenkanal, regionale Fensterprogramme und zwölf lokale Programme, wobei die Finanzierung vor allem durch Gebühren und Werbung erfolgt. Im kommerziellen Fernsehen befindet sich das regionale Sendernetz Polonia im indirekten Besitz des italienischen Medienzars Silvio Berlusconi, dagegen ist der landesweite und erfolgreichste kommerzielle Fernsehsender POLSAT in polnischer Hand.

Darüber hinaus entstanden zahlreiche Kooperationen unter anderem zwischen amerikanischen, französischen, deutschen und polnischen Partnern. Beispielsweise gilt der familienorientierte Unterhaltungssender RTL 7, ein Joint venture zwischen CLT/Ufa und MCA Universal, als aussichtsreiches Satellitenprogramm. Zwar beträgt der Zuschaueranteil des öffentlich-rechtlichen Fernsehens bei fallender Tendenz noch rund 64 Prozent, aber mit POLSAT konnte sich bereits ein privates Programm an die zweite Stelle in der Zuschauergunst schieben. Noch ist nicht abzusehen, ob sich tatsächlich alle Fernsehanbieter dauerhaft werden halten können, zumal bereits deutliche Konzentrationstendenzen erkennbar sind.

MP 1/1998, S. 39-45



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