Heft 7

Jochen Zimmer

Fernsehempfang: In Zukunft Satellit vor Kabel?

Entwicklung und Perspektiven des terrestrischen, Kabel- und Satellitenempfangs in Deutschland

In keinem westeuropäischen Land hat sich die Fernsehempfangs- situation in den 90er Jahren so deutlich verändert wie in Deutschland, das heute mit Abstand der wichtigste Markt sowohl für Kabel- als auch für Satellitenfernsehen ist. Der terrestrische Empfang hingegen hat stark an Bedeutung verloren und stellt nur noch in weniger als jedem siebten Haushalt die alleinige Bezugsquelle für Fernsehen dar. In Ostdeutschland ist der terrestrische Empfang noch mehr an den Rand gedrängt, in fast der Hälfte der Haushalte ist hier Satellitenempfang vorzufinden.

Insgesamt verzeichnete das Übertragungsmedium Satellit in den letzten Jahren das größte Wachstum, allen voran das ASTRA-Satellitensystem, das mit elf Millionen Haushalten eine nahezu monopolhafte Stellung in diesem Sektor einnimmt. Einer der Erfolgsfaktoren war dabei das vielseitige Angebot frei empfangbarer deutschsprachiger Programme, während beim Kabelempfang monatliche Gebühren fällig werden. Dennoch liegt der Kabelempfang bundesweit noch mit Abstand an erster Stelle. Dies ist nicht zuletzt eine Folge des seit 1982 von politischer Seite forcierten Aufbaus eines Kupferkoaxialkabelnetzes, das heute mehr als vier von fünf Haushalten erreicht. Für den dominierenden Netzbetreiber, die Deutsche Telekom, ist das Kabelnetz jedoch noch immer ein Zuschußgeschäft, und sie zeigt zum Nachteil der von ihrer Zuleitung abhängigen Konkurrenzanbieter wenig Investitionsbereitschaft.

Auch in Deutschland steht der Übergang zur digitalen Fernseh(empfangs)technik auf der Tagesordnung, die Entwicklung dürfte indes wegen der bereits erreichten hohen Basis an analogen Kabel- und Satellitenhaushalten langsamer verlaufen als in einigen europäischen Nachbarländern. Mit DVB-T eröffnen sich dabei auch für den terrestrischen Empfang neue Perspektiven, da er bei einem dann erweiterten Kanalangebot die Vorteile des mobilen Empfangs ausspielen kann. Das größte Übertragungspotential offeriert in digitaler Technik der Satellit, sowohl ASTRA als auch Eutelsat verbreiten bereits heute eine Vielzahl an Digitalpaketen für verschiedene europäische Märkte. Das Medium Kabel bietet, nicht zuletzt dank Rückkanal und Kabeltelefonie, die vielversprechendsten Möglichkeiten für interaktive multimediale Anwendungen, ihre Ausschöpfung steht in Deutschland allerdings angesichts der Rolle der Telekom vor derzeit noch erheblichen Hindernissen.

MP 7/1998, S. 352-366



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