Heft 6

Jonathan Davis/Amelia Fletcher/Peter Goodwin/Peter Koboldt

Industriepolitische Wunschvorstellungen bei Kabel und Satellit gescheitert

Erfahrungen mit der Regulierung neuer Medien in Großbritannien

Kurz vor dem Start digitalen Fernsehens in Großbritannien stehen erneut die Möglichkeiten einer Regulierung des Medienmarktes zur Debatte. Ein Blick zurück auf die britischen Erfahrungen mit den medienpolitischen Gestaltungsversuchen bei der Einführung des Kabel- und Satellitenfernsehens seit den 80er Jahren führt jedoch das Scheitern der ursprünglichen industriepolitischen Wunschvorstellungen vor Augen. Im Satellitensektor ist es weder zu dem gewünschten frühen Start eines britischen DBS-Projektes gekommen, noch konnte sich die heimische Industrie wesentliche Teile des vermeintlichen Zukunftsmarktes erschließen.

Statt dessen gelang es dem über den luxemburgischen Astra-Satelliten sendenden Pay-TV-Anbieter BSkyB, unter Führung des Australo-Amerikaners Rupert Murdoch, in Großbritannien ein Monopol im Bereich des Bezahlfernsehens zu etablieren, das sich auch auf den Kabelempfang erstreckt. Die Entwicklung des Kabelsektors vollzog sich ebenfalls entgegen den Zielsetzungen der konservativen Regierung. Die privat- wirtschaftlichen Investitionen in die Kabelinfrastruktur blieben aus, erst eine Kurskorrektur zu Beginn der 90er Jahre brachte neuen Auftrieb, allerdings unter Führung meist nordamerikanischer Kabelgesellschaften und dank der Möglichkeit, auch Kabeltelefonie anzubieten.

Auf der Regulierungsagenda für den digitalen Medienmarkt scheint angesichts der etablierten Marktverhältnisse nur noch Schadens- begrenzung anzustehen, vor allem durch ein Vorgehen gegen die Praxis der Kanalbündelung und durch Lizenzauflagen zur Gestaltung der Pay-TV-Zugangssysteme (Conditional Access). Allerdings dürfte es auch in diesen Bereichen schwierig sein, im einzelnen den Mißbrauch marktbeherrschender Positionen zu verhindern, wesentliche Voraussetzungen bleiben die Kooperationsbereitschaft der beteiligten Unternehmen und letztlich der tatsächliche politische Durchsetzungswille.

MP 6/1998, S. 298-309



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