Heft 3

Walter Hömberg/Ralf Hohlfeld/Michaela Schnellhardt

Instore-Radio zwischen Klangteppich und Werbeträger

Bestandsaufnahme und Programmanalyse eines neuen Mediums

Instore-Radio (Einkaufsradio) ist im täglichen Leben allgegenwärtig. Während Marketingstrategen das neue Medium loben, wurde es von der empirischen Medienforschung bisher vernachlässigt. Die Idee eines unterhaltenden Supermarktradios stammt aus den USA und wird mittlerweile in Deutschland von mehreren Veranstaltern offeriert, wobei Radio Point of Sale (P.O.S.) der größte Anbieter ist. Ziele des Instore-Hörfunks sind sowohl eine Verbesserung der Einkaufs- bzw. Ladenatmosphäre als auch der Mitarbeitermotivation.

Die Ergebnisse einer Inhaltsanalyse des Programms von Radio P.O.S. zeigen, daß sich Instore-Radio inzwischen von der klassischen "Schweinebauchdurchsage" hin zum "Medium der harmonischen Atmosphäre" entwickelt hat, dessen auffälligsten Merkmale seine Unauffälligkeit und Verwechselbarkeit mit gewöhnlichen Hörfunkprogrammen sind. Instore-Hörfunk orientiert sich hierbei an Formatradios, um sich als Werbeträger auf dem Medienmarkt zu positionieren. So setzt sich das Gesamtprogramm bei Radio P.O.S. aus 85 Prozent Musikanteil und 15 Prozent Wortanteil einschließlich Werbung zusammen. Dies soll den Hörgewohnheiten der Kunden entgegenkommen, um eine vertraute Atmosphäre im Supermarkt zu schaffen.

Allerdings ist Instore-Radio von einem journalistischen Medium weit entfernt. Jegliche meinungsbildenden Beitragsformen fehlen, zudem ist die durchschnittliche Länge der redaktionellen Wortbeiträge so kurz, daß eine Informationsvermittlung kaum möglich ist. Auf negative Nachrichten wird verzichtet, nicht zuletzt um eine Beeinträchtigung der Einkaufsatmosphäre zu verhindern. Vielmehr wird ein ausgetüftelter Klangteppich verbreitet, dessen Musikformat auf die zur jeweiligen Tageszeit anwesende Zielgruppe zugeschnitten ist. Somit handelt es sich bei Instore-Radio um ein reines Hintergrundmedium, das zwar zur Unterhaltung eingesetzt wird, aber ebenso als Verkaufsförderungsinstrument dient.

MP 3/1998, S. 113-123



Zurück zur Übersicht