Heft 9

Gerhard Neckermann

Kinobesuch: Starkes Wachstum trotz demographisch bedingter Rückgänge

Das Kinopublikum 1991 bis 1997: Ergebnisse des GfK-Konsumentenpanels

Mit über 143 Millionen Besuchern erzielte das Kinojahr 1997 einen neuen Rekordwert in den 90er Jahren, und nach Angaben der Filmförderungsanstalt (FFA) hält der Kinoboom auch im ersten Halbjahr 1998 mit einem Besucherplus von 12 Prozent zum vergleichbaren Vorjahreszeitraum an. Ausschlaggebend für den Kinoerfolg 1997 ist neben dem Kassenschlager "Titanic" und einer überdurchschnittlich hohen Anzahl von Filmen mit bis zu drei Millionen Zuschauern vor allem der seit Jahren anhaltende Strukturwandel in der Kinobranche. Nutznießer der Besucher- zuwächse sind in erster Linie die neueröffneten Kinos. Jedoch ist erstmalig die Zahl der Schließungen von Filmtheatern (148) größer - auf Gesamtdeutschland bezogen im ersten Halbjahr 1998 - als diejenige der Neu- bzw. Wiedereröffnungen (131), wobei sich der Kinobestand in Ostdeutschland allerdings verbesserte.

Nach den Daten des GfK-Konsumentenpanels, das unter anderem die Publikumszusammensetzung der Top-50-Filme nach FFA-Hitliste erhebt, konnten demographische Veränderungen der Bevölkerungsstruktur deutlich ausgeglichen werden. So ist der Kinoerfolg 1997 insbesondere auf den überdurchschnittlichen Besucherzuwachs der in der Bevölkerung unterrepräsentierten über 30jährigen und der Twens, die traditionell die meisten Intensiv-Kinogänger stellen, zurückzuführen. Auch die über 60jährigen, die zumeist ihre Enkelkinder begleiten, und Personen aus Haushalten mit hohem Einkommen haben das Filmtheater wieder für sich entdeckt. Zudem wurden neue Besuchergruppen gewonnen, die zumindest ein- bis zweimal im Jahr ins Kino gehen. Hingegen sank der Besucheranteil bei den zehn- bis 15jährigen, den Mehrpersonenhaushalten und den Personen mit geringerem Einkommen. Während in kleineren und mittleren Städten das Filmangebot stärker genutzt wird, stagniert die Besucherzahl in den Großstädten. Beliebtester Kinotag bleibt trotz erhöhter Besucherzahlen an Werktagen der Samstag. Generell gewinnen Spätvorstellungen nach 22.00 Uhr beim Publikum weiter an Bedeutung.

MP 9/1998, S. 472-478



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