Heft 11

Helmut Volpers/Detlef Schnier/Christian Salwiczek

Öffentlich-rechtliche Kulturradios

Eine vergleichende Analyse der Programmangebote von *radio kultur, Radio 3 und DeutschlandRadio Berlin

Im Rahmen des öffentlich-rechtlichen Hörfunks werden rund 20 sogenannte Kulturradios - Programme mit gehobenem Anspruch - ausgestrahlt. Am Beispiel Berlin, wo es drei solcher Angebote gibt, wurde überprüft, inwieweit die Kulturprogramme jeweils ein unverwechselbares Profil haben, so daß sie vom Hörer als unterscheidbare Angebote wahrgenommen werden können. Eine solche eindeutige Positionierung ist im umkämpftesten Radiomarkt Deutschlands besonders wichtig.

Die drei untersuchten Kulturprogramme wurden einer Inhalts- analyse unterzogen. *radio kultur als Zusammenschluß der vormaligen Wellen Radio Brandenburg und SFB 3 wird von ORB/SFB gemeinsam betrieben und versteht sich als ein Hochkulturprogramm mit regionaler Kompetenz. ORB/SFB sowie zusätzlich der NDR veranstalten auch das zweite Kulturprogramm Radio 3, gebildet aus Elementen von SFB 3, Radio Brandenburg und NDR 3; dem Selbstverständnis nach ist es ein Klassik- und Kulturprogramm. Das bundesweit verbreitete DeutschlandRadio als Nachfolger von Deutschlandfunk, RIAS Berlin und Deutschland- sender Kultur wird getragen von ARD und ZDF und sieht sich als Informations- und Kulturprogramm. Alle drei Programme sind werbefrei.

Die Inhaltsanalyse zeigte folgende Ergebnisse: Alle drei Berliner Kulturprogramme unterscheiden sich in ihrer Struktur, ihren journalistischen Angebotsformen, ihren Themen sowie in ihrer Anmutung deutlich voneinander. Radio 3 positioniert sich als Spartenprogramm für klassische Musik, die auch beim Wortanteil einen Themenschwerpunkt bildet. *radio kultur ist ein Kulturradio mit deutlichem Schwerpunkt auf kulturellen Themen der Region Berlin-Brandenburg. Dagegen kann DeutschlandRadio als Einschaltprogramm mit Schwerpunkt Information (auch Politik, Wirtschaft) bezeichnet werden, bei dem Kulturthemen einen geringeren Anteil einnehmen als bei *radio kultur und zudem unter dem Gesichtspunkt ausgewählt werden, ob sie von bundesweitem Interesse sein könnten. Für das kulturell interessierte Hörerpotential der Metropole Berlin hält der öffentlich-rechtliche Rundfunk demnach ein umfangreiches, formal und inhaltlich differenziertes und gegenseitig klar abgegrenztes Kulturradioangebot bereit.

MP 11/1998, S. 534-544



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